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Autor: Augustinus

Buch: Vom Gottesstaat, Buch 11-22

Titel: Buch 11, Ursprung der beiden Staaten in der Engelwelt

Stichwort: Vermehrung vor dem Sündenfall; Scham; Ursache der Scham

Kurzinhalt: 23. Auch ohne Sündenfall hätten sich die Menschen im Paradiese vermehrt, aber ohne unreine Begierden

Textausschnitt: 15/23/1 Wer aber behauptet, wenn sie nicht gesündigt hätten, würden sie sich nicht zusammengetan und Nachkommenschaft erzeugt haben, sagt nichts anderes als, die Menschen hätten sündigen müssen, um die Zahl der Heiligen voll zu machen. Denn wenn sie ohne Sünde allein geblieben wären, weil sie, wie man meint, nicht zeugen konnten, wenn sie nicht sündigten, mußte, sollten nicht bloß zwei gerechte Menschen da sein, sondern viele, notwendig die Sünde eintreten. Kann man das unmöglich glauben, ist vielmehr anzunehmen, daß die Zahl der Heiligen, auch wenn niemand gesündigt hätte, groß genug geworden wäre, um zur Vollendung des seligen Gottesstaates auszureichen, wie sie jetzt durch Gottes Gnade aus der Menge der Sünder gesammelt wird, solange noch die Kinder dieser Welt zeugen und gezeugt werden. (200; Fs)
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selbst. Die Fleischeslust dagegen, von der jetzt die Rede ist, wird darum als so beschämend empfunden, weil hier der Geist weder sich selbst so wirksam Befehl erteilt, daß sie sich überhaupt nicht regt, noch auch dem ganzen Leibe, so daß auch die Schamglieder mehr vom Willen als der Lust beherrscht werden; denn wäre das der Fall, brauchte man sich ihrer nicht zu schämen. Nun aber muß der Geist sich schämen, daß ihm der Körper Widerstand leistet, der ihm doch wegen seiner niederen Natur unterworfen ist. Denn wenn er sich bei den anderen Leidenschaften selbst widersteht, schämt er sich deshalb nicht so sehr, weil er es hier selbst ist, der sich besiegt, wenn er besiegt wird. Mag das auch ordnungswidrig und sündhaft sein, weil der Geist von den Teilen überwunden wird, die der Vernunft unterworfen sein sollten, so sind es immerhin seine eigenen Teile und wird er, wie gesagt, von sich selbst besiegt. Überwindet er sich jedoch so, wie es der Ordnung entspricht, daß seine unvernünftigen Regungen der höheren Einsicht und Vernunft sich unterwerfen, während diese selbst Gott unterworfen ist, so ist das lobenswert und tugendhaft. Dennoch schämt der Geist sich weniger, wenn er unter dem Einfluß seiner eigenen fehlerhaften Teile sich selbst nicht gehorcht, als wenn der Leib, der doch etwas von ihm Verschiedenes und. ihm Untergeordnetes ist und von ihm sein natürliches Leben hat, seinem Willen und Befehl nicht nachkommt.

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