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Autor: Augustinus

Buch: Vom Gottesstaat, Buch 11-22

Titel: Buch 11, Ursprung der beiden Staaten in der Engelwelt

Stichwort: Hochmut, Demut, Abfall: Abfall als Fall aus der Spannung zu Gott; der böse Wille beginnt mit dem Hochmut

Kurzinhalt: 13. Der bösen Tat Adams ging der böte Wille vorauf / Definition von Hochmut; Was aber ist Hochmut anders als Streben nach falscher Hoheit?

Textausschnitt: Aber sie fingen erst an, insgeheim böse zu sein, um dann in offenen Ungehorsam zu fallen. Denn sie hätten das böse Werk nicht vollbracht, wäre nicht böser Wille voraufgegangen. Womit aber begann der böse Wille? Keine andere Antwort ist möglich als: mit Hochmut. Denn «Hochmut ist der Anfang aller Sünde.» Was aber ist Hochmut anders als Streben nach falscher Hoheit? Denn das ist falsche Hoheit, vom Urgrund sich zu lösen, dem der Geist eingewurzelt sein soll, um gewissermaßen sein eigener Urgrund zu werden und zu sein. Das geschieht, wenn der Geist sich selbst zu sehr gefällt. Dann aber gefällt er so sich selbst, wenn er sich von jenem unwandelbaren Gut abwendet, das ihm mehr gefallen sollte als er sich selbst. (183; Fs)
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So wurde das böse Werk,jene Übertretung durch Genuß der verbotenen Speise, von solchen vollbracht, die bereits böse waren. Wo anders sollte diese böse Frucht auch wachsen, wenn nicht an einem bösen Baum? Daß aber der Baum böse wurde, geschah wider die Natur, denn nur durch fehlsamen Willen, der widernatürlich ist, konnte es geschehen. Aber nur die aus nichts erschaffene Natur konnte durch Verfehlung verdorben werden. Daß sie Natur ist, hat sie also daher, daß sie von Gott geschaffen ist, daß sie aber von dem, was sie ist, abfällt, daher, daß sie aus nichts geschaffen ist. Doch fiel der Mensch nicht so, daß er nun überhaupt zu nichts geworden wäre, sondern, zu sich selbst hinneigend, ward er minderwertig im Vergleich zu früher, als er dem, der zuhöchst ist, noch anhing. Gott verlassen und bei sich selbst sein oder sich selbst gefallen, heißt also nicht nichts sein, sondern sich dem Nichts nähern. Darum nennt die Heilige Schrift die Hochmütigen auch selbstgefällig. Gut aber ist's, sein Herz droben zu haben, nicht jedoch bei sich selbst, denn das wäre Hochmut, sondern bei Gott. Das ist der Gehorsam, das Kennzeichen der Demütigen. Seltsam! Demut hat etwas an sich, was das Herz emporhebt, und Hochmut etwas, was das Herz herabzieht. Es scheint zwar ein Widerspruch zu sein, daß der Hochmut nach unten, die Demut nach oben führen soll. Aber fromme Demut unterwirft sich dem Höheren, und nichts ist höher als Gott. (184; Fs)

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