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Autor: Augustinus

Buch: Vom Gottesstaat, Buch 11-22

Titel: Buch 11, Ursprung der beiden Staaten in der Engelwelt

Stichwort: Gefühle, Affekte: alle Seelenregungen können für Christen recht sein

Kurzinhalt: 9. Die Affekte in christlicher Beleuchtung

Textausschnitt: Doch was die Frage nach den Gemütserregungen anlangt, haben wir diesen Philosophen im neunten Buche unsers Werkes bereits Antwort gegeben und gezeigt, daß es ihnen mehr um Worte als um Sachen, mehr um Streit als Wahrheit zu tun ist. Bei uns aber empfinden im Einklang mit den heiligen Schriften und der gesunden Lehre die Bürger des heiligen Gottesstaates, die auf der Pilgerreise dieses Lebens nach Gott leben, Furcht und Verlangen, Schmerz und Freude, und weil ihre Liebe recht ist, sind auch all diese ihre Seelenregungen recht. Sie fürchten die ewige Pein und begehren das ewige heben, trauern hüben, weil sie noch bei sich selbst aufseufzen und auf die Kindschaft, ihres Leibes Erlösung warten, und freuen sich in Hoffnung auf drüben, da das Wort in Erfüllung gehen wird: «Der Tod ist verschlungen in den Sieg.»
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14/9/3 Sind diese Gemütsbewegungen, diese Affekte, die aus gutem Willen und heiliger Liebe hervorgehen, Laster zu nennen, so mag man meinethalben wahre Laster Tugenden nennen. Doch wer wird sich herausnehmen, solche Gefühle, wenn sie in vernünftigen Bahnen sich halten und nur da, wo es frommt, hervortreten, krankhaft oder sündige Leidenschaften zu heißen? So hat auch der Herr selber, als er sich herabließ, in Knechtsgestalt ein menschliches, aber sündloses Leben zu führen, ihnen Raum gegeben, wo er es für recht hielt. Denn hatte er einen wahren menschlichen Leib und eine wahre menschliche Seele, dann auch gewiß keine falschen Gefühle. Wenn also von ihm im Evangelium erzählt wird, daß er über die Herzenshärtigkeit der Juden zürnte und sich betrübte, daß er gesagt hat:

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