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Autor: Augustinus

Buch: Vom Gottesstaat, Buch 11-22

Titel: Buch 11, Ursprung der beiden Staaten in der Engelwelt

Stichwort: 6. Die Beschaffenheit der Afekte hängt vom Willen ab

Kurzinhalt: Begierde, Freude, Traurigkeit, Furch als Modi des rechten oder falschen Willens

Textausschnitt: 14/6/1 Es kommt vielmehr auf die Beschaffenheit des menschlichen Willens an. Ist er verkehrt, hat er auch diese verkehrten Regungen; ist er aber recht, werden sie nicht nur unschuldig, sondern auch lobenswert sein. Denn in ihnen allen ist Wille, vielmehr allesamt sind sie nichts anders als Willensrichtungen. Denn was ist Begierde und Lust anders als Wille, der bejaht, was wir wollen, was Furcht und Traurigkeit anders als Wille, der verneint, was wir nicht wollen? Äußert sich die Bejahung im Streben nach dem, was wir wollen, nennen wir's Begierde, äußert sie sich im Genuß dessen, was wir wollen, Lust. Desgleichen, wollen wir nicht, daß etwas uns trifft, und verneinen wir es deswegen, heißt solcher Wille Furcht, trifft uns dagegen etwas wider Willen, und verneinen wir es deswegen, heißt solcher Wille Traurigkeit. Kurz, je nach der Verschiedenheit der Dinge, die man erstrebt oder flieht, bald angezogen, bald abgestoßen, wendet und wandelt sich der Wille in diese oder jene Gemütsbewegungen. Ein Mensch also, der nach Gott und nicht nach dem Menschen lebt, ist notwendig Liebhaber des Guten, woraus sich die Folge ergibt, daß er das Böse haßt. Und da niemand von Natur, sondern jeder nur durch eigene Verfehlung böse ist, muß, wer nach Gott lebt, die Bösen «mit rechtem Ernst hassen», das heißt, er soll weder um der Sünde willen den Menschen hassen, noch um des Menschen willen die Sünde lieben, sondern die Sünde hassen und den Menschen lieben. Ist aber der Mensch von der Sünde genesen, ist alles liebenswert und bleibt nichts, was man noch hassen müßte. (164; Fs)

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