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Autor: Augustinus

Buch: Vom Gottesstaat, Buch 11-22

Titel: Buch 11, Ursprung der beiden Staaten in der Engelwelt

Stichwort: 29. Über die Erkenntnis der Engel; Erkenntnis der Engel in Gott und in sich: Tageserkenntnis und Abenderkenntnis

Kurzinhalt: Diese heiligen Engel erlangen ihre Erkenntnis Gottes nicht durch tönende Worte, sondern durch die Gegenwart der unwandelbaren Wahrheit selbst, das ist durch sein eingeborenes Wort, und sie erkennen das Wort selbst und den Vater und den Heiligen Geist ...

Textausschnitt: 29. Über die Erkenntnis der Engel

11/29/1 Diese heiligen Engel erlangen ihre Erkenntnis Gottes nicht durch tönende Worte, sondern durch die Gegenwart der unwandelbaren Wahrheit selbst, das ist durch sein eingeborenes Wort, und sie erkennen das Wort selbst und den Vater und den Heiligen Geist der beiden, sowohl ihre untrennbare Dreieinigkeit als auch die einzelnen wesenhaften Personen in ihr, die doch nicht drei Götter sind, sondern nur ein Gott, so klar, daß dies ihnen besser bekannt ist, als wir uns selber kennen. Auch die Kreatur erkennen sie besser dort, nämlich in der Weisheit Gottes, gewissermaßen der schöpferischen Kunst, die sie hervorbrachte, als in ihr selbst, wie sie auf diese Weise auch sich selbst besser erkennen als in sich selbst, obschon es ihnen auch an der niederen Erkenntnis nicht fehlt. Denn sie sind geschaffen und nicht dasselbe wie er, der sie schuf. Jenes ist, wie wir oben bereits gesagt, gleichsam die Tageserkenntnis, dieses, also die Erkenntnis in sich selbst, gleichsam die Abenderkenntnis. Denn es ist ein großer Unterschied, ob etwas erkannt wird in der Idee, nach welcher es geschaffen ward, oder in sich selbst, wie man ja auch die Geradheit der Linien und die Richtigkeit geometrischer Figuren anders erfaßt, wenn man sie im Geiste schaut, als wenn man sie in Sand einzeichnet, oder die Gerechtigkeit in ihrer unwandelbaren Wahrheit anders als in der Seele eines Gerechten. So verhält sich's auch mit allem übrigen, also der Feste zwischen den oberen und unteren Wassern, die Himmel heißt, sowie der Sammlung der Wasser in der Tiefe, der Trockenlegung der Erde und Hervorbringung der Pflanzen und Bäume, ferner der Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen, weiter der Erschaffung der wasserentsprossenen Tiere, nämlich der Vögel, Fische und Seeungeheuer, endlich der auf Erden laufenden und kriechenden Tiere und des Menschen selbst, der vornehmer ist als alle übrigen Erdendinge. All das wird von den Engeln anders im Worte Gottes erkannt, wo es seine unwandelbar beständigen Gründe und Ideen hat, nach denen es geschaffen ward, als in sich selber. Jenes ist die klarere, dieses die dunklere Erkenntnis, entsprechend der Erkenntnis der schöpferischen Kunst selbst und der Kunstwerke. Doch wenn man sich angesichts seiner Werke zum Lobe und zur Anbetung des Schöpfers erhebt, leuchtet gleichsam das Morgenrot auf im Geiste der Betrachter. (48f; Fs)

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