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Autor: Voegelin, Eric

Buch: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Titel: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Stichwort: Seinssprung, Israel, Antike, Moderne, Geschichtstheologie, Panaitios, Poseidonius, Auserwähltheit

Kurzinhalt: Problem aufeinanderfolgender und paralleler Seinssprünge, Neuheit. Dentdeckung u. Widerstand, Israel: Universalität - Auserwähltheit

Textausschnitt: () In Israel ergaben sich die Geschichtsprobleme mit der Entstehung des Auserwählten Volkes in Opposition zur Pharaonischen Ordnung. Sie fanden innerhalb Israels ihre Fortsetzung im Widerstand der Propheten gegen das Gesetz sowie im Seinssprung bei Deutero-Jesaja, ... Lediglich gegen Ende taucht bei Deutero-Jesaja etwas wie eine theoretische Behandlung des Problems auf: eine Theologie der Geschichte, in der die Welt, Israel und die Erlösung als die aufeinanderfolgenden Akte göttlicher Schöpfung und Offenbarung konstruiert werden.
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In Hellas, mit seinen verschiedenartigen Übergängen vom Mythos zur Philosophie wurde zuerst der alte Mythos als falsch von der neuen Wahrheit der mythischen Spekulation Hesiods abgesetzt; dann wurden sowohl der alte Mythos als auch die Spekulation Hesiods als falsch im Vergleich mit der Wahrheit der Philosophie erkannt; bis schließlich Platon das neue Konzept theologischer Typen entwickelte, an denen der Grad von Wahrheit und Unwahrheit in der Darstellung der Beziehung des Menschen zu Gott zu messen war.
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Die Neuheit der Entdeckungen, der Widerstand einer feindlichen Umwelt, die regionale Isolierung in verhältnismäßig kleinen Gemeinschaften, der Kontrast zwischen der repräsentativen Bedeutung der Wahrheit und ihrer geringen sozialen Auswirkung ... all das schuf eine Situation, in der Entdeckerfreude und Wahrheitseifer den Mühen Gehör zu finden und dem Kampf gegen die Trägheit menschlicher Natur erlagen. In der Bitterkeit dieses Kampfs ums Dasein mußte der Akzent stärker auf den Unwahrheitscharakter der Vergangenheit als auf ihren Charakter einer Vorbereitung auf die neue differenzierte Wahrheit fallen.
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daß der Bruch mit der kosmologischen Ordnung als solcher nicht so radikal wie der emotionale Schock massiv war, den schon der teilweise Bruch auslöste. In Israel erkannte man nur allmählich, daß die Ordnung menschlicher Existenz unter Gott in der Tat eine universale Ordnung der Menschheit war und deshalb nicht adäquat durch die Konstituierung eines Auserwählten Volkes auf einem bestimmten Territorium repräsentiert werden konnte.
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In Hellas fand Platons Verständnis der historischen Epoche, die durch die Philosophie geschaffen worden war, seine Grenze durch den Mythos der kosmischen Zyklen.

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