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Autor: Voegelin, Eric

Buch: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Titel: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Stichwort: Symbol, Analogie, Toleranzgrenze, Transzendenz, periagogé, Gnade, Erwählung, Volk Gottes

Kurzinhalt: theogonische Spekulation, Hesiod, Konstantin; Bruch mit Toleranz; Kluft: göttliche - irdische Existenz d. Erfahrung d. Transzendenz, Verrat am Sein, qualitativer Sprung, Gnade, auserwähltes Volk

Textausschnitt: () Mit dem politischen Summodeismus und der theogonischen Spekulation erreichen wir die Toleranzgrenze hinsichtlich rivalisierender Symbolisierungen.
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Der Bruch mit der frühen Toleranz resultiert nicht aus rationaler Reflektion über die Inadäquanz pluralistischer Symbolisierung ..., sondern aus der tiefen Einsicht, daß keine Symbolisierung durch Analoga existentieller Ordnung in der Welt auch nur andeutungsweise dem göttlichen Partner gemäß ist,
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Nur wenn die Kluft in der Seinshierarchie, welche die göttliche von der irdischen Existenz trennt, empfunden wird, nur wenn die erschaffende, ordnende und erhaltende Quelle des Seins in ihrer absoluten Transzendenz über das greifbar existente Sein hinaus erfahren wird, wird jegliche analogische Symbolisierung als wesentlich inadäquat, ja geradezu unziemlich verstanden werden.
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Der Schauder vor einem Fall vom Sein ins Nichts gibt den Anstoß zu einer Intoleranz, die nicht länger bereit ist, zwischen stärkeren und schwächeren Göttern zu unterscheiden, sondern den wahren Gott den falschen Göttern entgegenstellt. Dieser Schauder veranlaßte Platon dazu, den Terminus 'Theologie' zu schaffen
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Existenz ist Partnerschaft in der Gemeinschaft des Seins; und die Entdeckung, daß die Partizipation unvollkommen ist, daß die Existenz mangels richtiger Einstimmung auf die Seinsordnung falsch behandelt wurde, das Gewahrwerden der Gefahr eines Abfalls vom Sein löst in der Tat einen Schauder aus, der eine radikale Neuorientierung der Existenz erzwingt. Die Symbole verlieren nicht nur den Zauber ihrer Transparenz für die unsichtbare Ordnung und werden undurchsichtig, es verblassen auch die Teilordnungen der weltlichen Existenz...
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Er wird die Erfahrung eines Sich-Umkehrens machen, der platonischen periagogé, einer Umwendung zur wahren Quelle des Seins. () Die vollkommene Einstimmung auf das Sein durch Umwendung ist nicht eine Steigerung auf dem bisherigen Niveau, sondern ein qualitativer Sprung. Wenn diese Umwendung eine Gesellschaft befällt, wird die konvertierte Gemeinschaft sich als verschieden von allen anderen Gesellschaften erfahren, die diesen Sprung nicht vollzogen haben.
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Ferner wird die Umwendung nicht als das Ergebnis menschlichen Handelns erfahren, sondern als Passion, als Antwort auf eine Offenbarung göttlichen Seins, auf einen Akt der Gnade, eine Erwählung zu ausdrücklicher Partnerschaft mit Gott. Die Gemeinschaft wird - wie im Falle Israel - ein auserwähltes Volk werden, ein besonderes Volk, ein Volk Gottes.

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