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Autor: Voegelin, Eric

Buch: Der Gottesmord

Titel: Der Gottesmord

Stichwort: Pneumopathologie, Puritanismus; Traumrealität als 'Wirklichkeit' des Gnostikers; Bakunin, Marx, A Glimp of Zion's Glory; Gericht über die Feinde d. Lichts; Kommunismus; Entgleisung d. Gs. - Herrschsucht

Kurzinhalt: Die philosophische Sprache der klassischen und christlichen Tradition ist an bestimmten Forschungsaufgaben gebildet worden... Von der Traumrealität haben wir weder Erfahrung, noch können wir sie durch Handeln in der Wirklichkeit herstellen.


Textausschnitt: 40a Ohne Klarheit über diesen Punkt ist eine kritische Deutung gnostischer Politik unmöglich. Die philosophische Sprache der klassischen und christlichen Tradition ist an bestimmten Forschungsaufgaben gebildet worden. Als ontologische Sprache ist sie erwachsen aus der Theorie, der Kontemplation des Seins und seiner Ordnung; als metaphysische Sprache aus dem Versuch spekulativer Extrapolation eines Seinsgrundes; als theologische Sprache aus der Auslegung von Erlebnissen der Transzendenz. Sie ist die Sprache des Versuchs, die Ordnung der Welt und die Stellung des Menschen in ihr zu verstehen. Sie ist nicht Sprache des Irrsinns und kann darum mit der Sprache des Irrsinns nicht ins Gespräch kommen. Sie bietet keine Mittel, um gnostische Programme auf ihren Wert zu prüfen, gnostische Aktionen an Maßstäben der Zweckrationalität zu messen, oder die sprachlichen Ausdrücke gnostischer Haltung auf ihrem eigenen Boden zu diskutieren. Sie kann diese Programme, Aktionen und sprachlichen Ausdrücke nur als Symptome der Erkrankung behandeln, indem sie nachweist, an welcher Stelle der Bruch mit der Wirklichkeit, die Entgleisung (wie Jaspers dieses Phänomen für den Fall Nietzsches genannt hat) sich ereignet. Eine kritische Untersuchung gnostischer Phänomene wird daher die sprachliche Verwirrung, die 'Wirklichkeit' betreffend, beheben müssen. Denn die vom Geist transfigurierte Natur, die 'Wirklichkeit' des Gnostikers, ist nicht die Wirklichkeit philosophischen Ordnungswissens; und doch spricht der gnostische Politiker von ihr, und operiert in ihr, als ob sie Wirklichkeit im normalen Sinne wäre. Zur Lösung dieser fundamentalen Schwierigkeit soll daher, in der folgenden Analyse von Symptomen, für die gnostische 'Wirklichkeit' kurz der Ausdruck 'Traumrealität' gebraucht werden. (Fs; tblStw: ?) (notabene)

40b Von der Traumrealität haben wir weder Erfahrung, noch können wir sie durch Handeln in der Wirklichkeit herstellen. Der Gnostiker jedoch muß von ihr sprechen, als ob er Erfahrung von ihr hätte, und er muß handeln, als ob er sie herstellen könnte. Und er muß beides von seiner Stelle in der Wirklichkeit her tun, von der er in die Traumrealität durchbrechen will. Das pathologische Phänomen als solches bedarf keiner weiteren Erläuterung durch Beispiele, da es aus dem 'Umbruch' der nationalsozialistischen Gnosis in frischer Erinnerung ist. Wir können uns unmittelbar den beiden Fragen zuwenden, auf die der Gnostiker Antwort zu finden hat. Die erste Frage: Wie kann ein Bild der Traumrealität so konstruiert werden, daß es Wirklichkeitszüge trägt, auf der 'Erde' bleibt, und doch die Transfiguration in den Lichtzustand suggeriert? Die zweite Frage: Wie kann ein Aktionsprogramm so konstruiert werden, daß die Aktionen in der Wirklichkeit verlaufen, und doch zum Ziel nicht Wirklichkeit, sondern Traumrealität haben? (Fs) (notabene)

41a Gnostiker sind krank am Geiste, aber sie sind nicht dumm; sie wollen Unmögliches, aber sie wissen, was sie wollen. Sie wollen in eine als Wirklichkeit intendierte Traumrealität durchbrechen, aber sie wissen, daß die Traumrealität eine Wirklichkeit anderer Art ist, und daß gerade jene Züge, die das Wesentliche an ihr sind, nicht aus der Erfahrung der normalen Wirklichkeit stammen können. Im Bewußtsein dieser Schwierigkeit zeigen sie gelegentlich die Neigung, auf die erste Frage, wenn möglich, gar nichts zu antworten. In der jüdischen Apokalypse vom Riß durch die Zeiten drängt Esdras den Herrn mit der Bitte um Einzelheiten; und er wird von Gott hingehalten mit der Mahnung: Andre Fragen, Esdras, stelle du nicht! Die vollkommene Lösung ist das Lied der Hitlerjugend: Wir marschieren; wir marschieren in die Zukunft! - denn diese, mit eschatologischer Spannung geladene Formel rührt die Erlösungswünsche tief auf und sagt doch über die Traumrealität, die in geschichtlicher Zeit zu erwarten ist, nichts aus. (Fs)

41 Die gnostischen Politiker von einigem intellektuellen Rang finden ihre persönlichen Lösungen für die Schwierigkeit je nach Temperament und Gewissenhaftigkeit. Bakunin war der Meinung, daß der geschichtliche Prozeß des Übergangs von der alten zur neuen Welt einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Die erste Phase der Aktion, die seiner Generation zufalle, bestehe in radikaler Zerstörung des Alten; die Zwangsinstitutionen der alten Welt, die organisierte Staatsmacht und die Bürokratie, müßten vernichtet werden; der Vernichtungsprozeß selbst und die folgende Unordnung würden furchtbare Opfer fordern; aber diese Opfer müßten gebracht werden, damit auf den Trümmern des Alten die nun von verderbenden Einflüssen befreite, in ihrem Wesen gute, menschliche Natur in freier, föderativer Aktion ihr vollkommenes Leben einrichten könne. Wie dieses vollkommene Leben aussehen solle, darüber sei nichts zu sagen, denn wir selbst gehören noch der Generation der Verderbnis an; wir können der Welt zur Vollendung helfen durch Vernichtung des Alten, aber das Wissen um das neue Leben sei der durch unsere Aktion befreiten Generation vorbehalten, die es zu schaffen habe. (Fs)

42a Bakunin lebte so tief in seinem Glauben an Erlösung durch Aktion, durch den 'Einsatz', wie die nationalsozialistischen Gnostiker den Willen nannten, der nicht sieht, daß er ein Wissen nicht brauchte. Vielleicht darum konnte er leichter als andere verstehen, daß es dieses Wissen nicht gibt. Jedenfalls ist das erkenntnistheoretische Raffinement im Träumen das auszeichnende Merkmal Bakunins. Eben weil für ihn die Traumrealiät der neuen Welt nicht visionär zu bilden, sondern nur in existentieller Zugehörigkeit zu schaffen war, konnte er sich ganz auf die alte Welt konzentrieren, und diese Beziehung war die negative der zerstörenden Aktion. Durch das Bekenntnis radikalen Nichtwissens um die Traumrealität wurde der Vernichtungswille, der sich gegen die Ordnungsmächte richtete, als die einzige der Erfahrung zugängliche Komponente gnostischer Politik klar isoliert. In Bakunins Glaubensspannung zwischen Nichts und Nichts enthüllte sich aufs reinste der Nihilismus der modernen Gnosis; und insofern sein Leben diese Spannung durchhielt, wurde es prototypisch für gnostische revolutionäre Existenz. (Fs)
42b Nicht alle Gnostiker sind so enthaltsam wie Bakunin. Sie wollen verkünden, wes ihr Herz voll ist. Und da die Traumrealität nicht in Kategorien der Wirklichkeit verkündet werden kann, entwickeln sie eine eigene Kommunikationsform: den Blick, oder Ausblick, auf die Zukunft. In der puritanischen Bewegung wurde diese Form gebildet und benannt in einem Pamphlet von 1641, das den Titel führt A Glimpse of Zion's Glory. Das englische glimpse hat kein genaues Äquivalent im Deutschen. Es bedeutet einen flüchtig haschenden Blick auf eine Sache, wie durch einen Spalt, der sich für einen Augenblick öffnet, unsicher im Erfassen, da strahlende Glorie die Umrisse verwischt.

43a Was enthüllt nun der Blick auf Zions Glorie? Vor allem den sozialrevolutionären Charakter der Bewegung, der sich, wie bei Bakunin, gegen die bestehenden Ordnungsmächte richtet. Gott bedient sich des gemeinen Volkes, wenn er das Reich seines Sohnes verkündet. Die Stimme Christi »tönt zuerst aus der Menge, aus dem gemeinen Volk. Dort wird sie zuerst gehört, bevor sie von anderen gehört wird. Durch das gemeine Volk und die Menge verkündet er, daß Gott der Herr ist, der Allmächtige, der herrscht.« Christus ist nicht zu den Weisen, den Vornehmen und den Reichen gekommen; er kam zu den Armen. Der Geist des Antichrist herrscht in den Oberklassen; darum begannen die Reformation und die Entdeckung des Antichrist in der »so verächtlichen, gemeinen Menge«. In der neuen Welt dagegen werden die Herrschaftsverhältnisse die Wahrheit der Dinge ausdrücken. Die Herrscher der alten Welt werden nicht nur ihr Unrecht einsehen, sondern darüber hinaus wird das Volk Gottes ihrer Einsicht durch Degradierung zu Hilfe kommen. Hat doch Jesaja 49:23 prophezeit: »Und die Könige sollen deine Pfleger und ihre Fürstinnen deine Säugammen sein. Sie werden vor dir niederfallen zur Erde aufs Angesicht und deiner Füße Staub lecken. Da wirst du erfahren, daß ich der Herr bin, an welchem nicht zu Schanden werden, die auf mich harren.« Die Heiligen dagegen, »werden alle gekleidet gehen in weißes Linnen, als welches ist die Gerechtigkeit der Heiligen, die Gerechtigkeit, die sie durch Christus haben, durch die sie gerecht sind vor Gott und heilig vor den Menschen. Heiligkeit wird auf ihre Töpfe geschrieben sein und auf ihr Zaumzeug; auf alles wird ihre Begnadung scheinen im Überfluß zur Glorie Gottes«. Die Symbolik dieser Träumer in Israel ist heute obsolet geworden. Neuere Gnostiker ersetzen die altorientalischen Zeichen der Unterwerfung durch Konzentrationslager und Gaskammern; und statt des weißen Linnens, das die Reichszugehörigkeit bezeugt, werden für die Behemdung braun, blau, schwarz oder andere Farben gewählt, die weniger oft gewaschen werden müssen. Aber das Prinzip der Sache dürfte klar sein. (Fs)

44a Der Blick gewährt noch einiges mehr. Die Rechts- und Wirtschaftsformen der Traumrealität werden andere sein. Die Gegenwart Christi in seinem Reich wird voraussichtlich rechtliche Sanktionen überflüssig machen. »Es ist fraglich, ob Rechtsvorschriften noch nötig sein werden, zumindest in der Art wie es sie heute gibt [...] Die Gegenwart Christi wird an die Stelle staatlicher Anordnungen treten.« Die wirtschaftliche Vorsorge für knappe Güter, ferner, wird einem Zustand des Überflusses und der Prosperität weichen. Denn Christus hat die ganze Welt erkauft; er hat sie erkauft für die Heiligen, und sie wird geliefert werden. Auf das freimütigste gesteht der Autor die Motive seiner Überzeugung: »Ihr seht, daß die Heiligsten in der Welt jetzt wenig haben; jetzt sind sie die Ärmsten und Niedrigsten von allen; aber wenn die Adoption der Söhne Gottes kommt in ihrer Fülle, dann wird die Welt ihrer sein... Nicht nur der Himmel soll euer Reich sein, sondern diese Welt in ihrem leiblichen Sein«. Auch in diesen Punkten ist der Blick nicht durch das Außerordentliche von Bedeutung, sondern durch das Typische des Bildes. Paradiesesphantasien sind typisch ein Katalog von Negationen existentieller Nöte; ein Paradies hat frei zu sein von Armut, Krankheit, Tod, Bedrückung und Geschlechtsnot. Die Träume des Glimpse konzentrieren sich auf die ökonomisch-politischen Nöte, auf Armut und Obrigkeitszwang. Es sind die Konstanten, die in anderen gnostischen Träumen wiederkehren, wie im freedom from want andfear der Atlantic Charter, oder im irdischen Paradiese des Kommunismus, in dem der Staat absterben und jeder mit Gütern versorgt sein wird im Maße seiner Bedürfnisse. (Fs)

44b Der Blickende steht in der Wirklichkeit und formt ein Traumbild der Zukunft. Durch seine vorausnehmende Vision will er anderen, in der Wirklichkeit stehenden Menschen eine Vorstellung vom ersehnten Zustand vermitteln und sie als Gefährten gewinnen, die ihm helfen, den Traum in die Zeit der Geschichte zu zwingen. Für den kritischen Beobachter besteht das Krankhafte der Vision und ihrer motivierenden Absicht in der Entgleisung, im Bruch mit der Wirklichkeit. Er weiß, daß der Traum nicht verwirklicht werden kann; und daß die Traumoperation, wenn sie unternommen wird, nach furchtbaren Zerstörungen der bestehenden Ordnung zu einem neuen Wirklichkeitszustand führt, der nichts mit der intendierten Traumrealität zu tun hat. Die Voraussicht des Philosophen wird nun bemerkenswerterweise von den intelligenteren Gnostikern geteilt. Auch der Gnostiker befürchtet eine Entgleisung, wenn auch die Richtung seiner Sorge sich umkehrt. Denn, was der Philosoph als notwendig voraussieht, muß der Gnostiker als möglich befürchten: daß die revolutionären Heiligen die alte Ordnung erfolgreich zerstören, aber nach vollbrachter Tat sich als ebenso unheilige Menschen erweisen wie alle anderen, und daß die Opfer der Zerstörung umsonst gebracht worden sind. (Fs)

45a Die Richtung, in der diese unheilige Entgleisung verlaufen wird, ist aus dem puritanischen Glimpse nur allzu deutlich zu ersehen. Die Traumbilder sind der Ausdruck einer wilden, mit Ressentiments geladenen Herrschsucht, wie sie Hobbes (und vor ihm schon Richard Hooker) mit meisterhafter Psychologie als das Wesen des radikalen Puritanismus diagnostiziert hat. Was immer sonst im Verlauf einer gnostischen Revolution geschehen möge, sicher ist, daß die siegreichen Heiligen eine neue Oberklasse von ausgesuchter Brutalität bilden und daß die Mitglieder der früheren Oberklasse gründlich malträtiert werden. Es handelt sich nicht um die schlimmen Folgen, die unvermeidlich den Unterliegenden in einer gewalttätigen Auseinandersetzung treffen, sondern um die Legitimierung der Gewalttätigkeit als geistiger Strafaktion gegen die Mächte, die dem Licht widerstreben. Die Situation des Unterliegenden ist fürchterlich, weil er nicht politischer Gegner im Kampf um die Macht, sondern, in der Traumphantasie des Gnostikers, kosmischer Gegner im Kampf des Lichtes mit der Finsternis ist. Was an den Vertretern der alten Welt vollzogen wird, ist kosmisches Gericht. (Fs)

46a Aus dieser pathologischen Traumverzerrung sind die sonst unverständlichen 'dialektischen' Umkehrungen zu verstehen, in denen vor allem Marx ein Meister war. Formeln wie 'Unterdrückung der Unterdrücker' oder 'Expropriation der Expropriateure' sind ethisch-widerspruchsvoll als Forderungen in der Wirklichkeit; in der Traumspekulation dagegen haben sie ihren guten Sinn, weil Unterdrückung und Expropriation, wenn von Gnostikern geübt, Befreiung ist. Diese negative Phase der Reichsgründung, der Kampf mit den Mächten der Finsternis, ist, wie schon bemerkt, der einzige Teil des gnostischen Programms, der verwirklicht werden kann; und mit einiger Sicherheit verwirklicht werden wird, da er auf Befriedigung niedriger Instinkte die Prämie nicht nur eines guten, sondern eines Erlösungswerkes setzt - eine Kombination, die psychologisch immer ihren Reiz hat und im Zeitalter der Massenverpöbelung durch die säkularisierten Intellektuellen gewaltige politische Bewegungen inspiriert. (45f; Fs)

46b Der Gnostiker, der dieses Anführen der Acheronla ebenso durchschaut wie der Philosoph, muß befürchten, daß seine Bewegung in dieser Phase der Negation stecken bleibt, daß seine Anhänger den Umsturz der Institutionen, die Schlachtung und Plünderung der Gegner für das Wesen der Reichsgründung nehmen, und daß das Millennium in einer piratischen Zwangsherrschaft saturierter Räuber und Mörder versandet. Marx hat diese Gefahr gesehen und darum zwischen rohem und wahrem Kommunismus unterschieden. Roher Kommunismus ist 'die Verallgemeinerung des Privateigentums'. Der rohe Kommunismus ist so überwältigt von der Herrschaft des Sacheigentums, daß er alles vernichten will, was nicht als Privateigentum von allen besessen werden kann; physischer unmittelbarer Besitz gilt ihm als einziger Zweck des Daseins; er will nicht die Existenzform des Arbeiters abschaffen, sondern sie auf alle Menschen ausdehnen; und er will darum alles auszeichnende Talent gewaltsam vernichten. Die Welt des Besitzes tritt aus dem Verhältnis der Ehe mit dem Privateigentümer in das Verhältnis universelle Prostitution mit der 'Gemeinschaft'. Dieser rohe Kommunismus negiert die Persönlichkeit des Menschen. Die Habsucht des Privateigentums befriedigt sich auf eine neue Weise, indem der Neid auf den Besitz des anderen sich als öffentliche Macht konstituiert. Wettbewerb in der kapitalistischen Gesellschaft ist Neid und Nivellierungssucht des kleineren gegen das größere Eigentum; der rohe Kommunismus ist die Vollendung dieses Neides durch seine Nivellierung auf ein allgemeines Minimum. Er zerstört die Zivilisation durch seine Rückkehr zur unnatürlichen Einfachheit armer Leute, die nicht über das Privateigentum hinaus, sondern noch nicht einmal bei ihm angelangt sind. Er ist eine Gemeinschaft der Arbeit und der Gleichheit des Einkommens, das die Gemeinschaft als der allgemeine Kapitalist auszahlt. Im rohen Kommunismus manifestiert sich die 'Niedertracht des Privateigentums, das sich als das positive Gemeinwesen setzen will'. (46f; Fs)

47a Diese Charakteristik des rohen Kommunismus ist einem Frühwerk von Marx entnommen, dem Ökonomisch-philosophischen Manuskript von 1844. Es ist eine subtile Analyse der Entgleisung in die Wirklichkeit, die in ihrer psychologischen Einsicht an Hobbes heranreicht. Sie hat ihren besonderen Wert, weil sie die Kontinuität zwischen der Wirklichkeit, die der Gnostiker beseitigen will, und der Wirklichkeitskomponente in seinem Traum herausarbeitet. Über dem bitteren Kampf unserer Zeit zwischen gnostischen Bewegungen und ihren Gegnern, und zwischen den verschiedenen Hemdfarben untereinander, wird allzu leicht vergessen, daß diese Bewegungen nicht aus dem Nichts entspringen, sondern historisch-kausal in den Strom der Wirklichkeit gebunden sind; daß radikaler Puritanismus die folgerechte Weiterentwicklung eines schon korrupten Christentums, und daß Positivismus, Kommunismus und Nationalsozialismus die menschenfressenden Blüten einer korrupten liberalen Gesellschaft sind. (Fs)

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