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Autor: Hösle, Vittorio

Buch: Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie

Titel: Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie
Flanagan, Josef

Stichwort: Selbstwiderspruch, Letztbegründung, Struktur, reflexiv

Kurzinhalt: Witz, pragmatischer, dialektischer Widerspruch, 3 Ebenen, Letztbegründungsbeweis: Bewegung im Absoluten, Drittes; Struktur des Letztbegründungsbeweises: reflexiv, doch objektiv

Textausschnitt: Ähnlich wird im Philogelos, einer spätantiken Witzsammlung, folgende Anekdote erzählt (§ 193): Zu einem Grobian kam einst ein Freund, um ihn zu besuchen. Auf sein Klopfen antwortete der Grobian unwirsch: 'Ich bin nicht da.' Der andere lachte und sagte, er höre doch, daß er da sei, worauf der Grobian wütend entgegnete: 'O du gemeiner Kerl! Wenn es mein Diener gesagt hätte, hättest es du ihm geglaubt. Ich aber komme dir nicht glaubwürdiger vor als er?' Der Witz beruht hier also nicht so sehr auf dem pragmatischen Widerspruch als auf der Unfähigkeit des Grobians, ihn zu fassen. Wie ein moderner Semantiker abstrahiert der Grobian völlig von dem Selbstbezug sowie von der Situation, in der er spricht, und ärgert sich darüber, daß seiner Aussage weniger geglaubt werde als der semantisch äquivalenten seines Dieners.
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So kann man m. E. drei verschiedene Niveaus pragmatischer Widersprüche unterscheiden: Erstens ...
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Drittens gibt es aber Sätze, die qua Sätze, unabhängig von einer bestimmten Situation und einer bestimmten Person, unhintergehbar sind. Beispiele sind Sätze wie 'Es gibt etwas', 'Es gibt wahre Sätze'
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Im Philosophen, der den Letztbegründungsbeweis denkt, ist das Absolute präsent; er hat teil an einer Struktur, die das Prinzip alles Seins, aller Erkenntnis, allen Weites ist.
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Die dem Letztbegründungsbeweis zuzuordnende Struktur ist daher eine reflexive, sich selbst begründende, sich als sich selbst begründend begründende Struktur, die sich in dem, der sie denkt, selbst denkt. Es kommt alles darauf an, das Absolute nicht ... als einen dem endlichen Denken äußerlichen Gegenstand zu fassen - es ist vielmehr das Wesen des Denkens, sein innerster Kern, dem das Denken sich nicht als einem übermächtigen Objekt zu unterwerfen hat, sondern in dem allein es frei ist.

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