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Autor: Nissing, Hanns-Gregor (Hrsg.)

Buch: Nissing, Hanns-Gregor (Hrsg.)

Titel: Grundvollzüge der PersonDimensionen des Menschseins bei Robert Spaemann

Stichwort: Anthropomorphismus 4; Entgegensetzung von Objekt und Subjekt -> Verlust d. Wirklichkeit; Selbstbewußtsein (cogito) - Selbstvergegenständlichung (sum)

Kurzinhalt: Objekte, die nur Objekte sind, haben nur subjektives Sein... Die absolute Selbstgewißheit des Bewußtseins ist nur ein punktuelles, ausdehnungsloses „Ich denke jetzt"... Die Subjektivität wird sich objektiv als zeitliche - und zwar als Subjektivität.

Textausschnitt: III. Subjekte und Objekte

19a Die Rede von Subjekten und Objekten als zwei prinzipiell entgegengesetzten selbständigen Seinsbereichen geht an der Wirklichkeit vorbei. Genauer gesagt: Diese Sicht bringt so etwas wie Wirklichkeit überhaupt zum Verschwinden. Objekte, die nur Objekte sind, haben nur subjektives Sein. Sie sind nur wirklich als Gegenstände für ein Subjekt. Es macht keinen Unterschied, ob sie geträumt oder dem Wachbewußtsein gegeben sind, da sie ja nichts jenseits ihres Gegebenseins sind. (Fs) (notabene)

19b Aber können wir umgekehrt so etwas wie reine Subjektivität „wirklich" nennen? Das cartesische „Cogito" ist inhaltsleer, weil es nur instantan ist. Die absolute Selbstgewißheit des Bewußtseins ist nur ein punktuelles, ausdehnungsloses „Ich denke jetzt". Und schon dies kann nicht ausgesprochen werden, denn wenn es ausgesprochen wird, ist bereits Zeit vergangen. Ich müßte also sagen: „Ich habe gedacht". Aber diese Erinnerung ist nicht mehr unmittelbares Selbstbewußtsein, sondern bereits eine Selbstvergegenständlichung. Die Erinnerung an einen Schmerz ist nicht selbst dieser Schmerz. Der erinnerte Schmerz ist zum Objekt geworden. Aber er wird ja zugleich als der eigene Schmerz und nicht wie der Schmerz eines anderen erinnert. Die Subjektivität wird sich objektiv als zeitliche - und zwar als Subjektivität. Dies wiederum ist die Bedingung dafür, daß Subjekte einander objektiv werden. Wir können nur füreinander als Subjekte sichtbar werden, weil wir schon für uns selbst in unserem eigenen Lebensvollzug uns selbst objektiv werden. Die Subjektivität wird sich objektiv als zeitliche - und zwar als Subjektivität. Dies wiederum ist die Bedingung dafür, daß Subjekte einander objektiv werden können und zwar nicht so, daß ich für den anderen Objekt werde, sondern so, daß ich als Subjekt Objekt bin, das heißt Inhalt des Erlebens oder des Denkens und Wissens eines anderen. (Fs) (notabene)

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