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Autor: Borst, Arno

Buch: Digitale Bibliothek Band 14: Propyläen, Weltgeschichte

Titel: Religiöse und geistige Bewegungen im Hochmittelalter

Stichwort: Symbolismus, Weltgeschichte, Joachim von Fiore, Ketzereien, Katharer, Albigenser, Valdes

Kurzinhalt: Deutsche Symbolismus, Hildegard von Bingen, Ende d. Synthesen, Anselm von Havelberg, Otto von Freising, Waldenser, Amalrich von Bène (Gott, Böse), Fazit d. 12. Jahrhunderts

Textausschnitt: () ... Benediktiners Rupert von Deutz. Er verstand Weltgeschichte als Entfaltung der Trinität, besonders des Heiligen Geistes, blickte gebannt auf das Ende der Zeiten und sah seine Gegenwart unter diesem Zeichen. ... in der sich der Kampf zwischen Christus und Antichrist entschied. Das war der Hintergrund für den von Rupert inaugurierten 'Deutschen Symbolismus', der mit poetischen Bildern aus aller Welt- und Naturgeschichte die eigene Gegenwart kritisch und beschwörend deutete
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Im stillen Wirken des Geistes auf das Bleibende hin sah Otto den Wert des Geschehens; aber diese kontemplative Geistesgeschichte war - anders als die Anselms von Havelberg - Spiritualisierung der Historie, Rückzug aus ihrem Alltag, Sprengung ihres sichernden Rahmens um die Gegenwart.
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Vollendet wurde diese Umwertung der Heilsgeschichte durch den Italiener Joachim von Fiore am Ende des Jahrhunderts. ... Die Jenseitshoffnung wurde auf die Erde, auf die nächste Zukunft konzentriert, in die historische Welt hineingezogen; die geschichtliche Vielfalt war nur Vorstufe kommender Einheit
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Joachim von Fiore wurde, ohne es zu wissen, der Ahnherr aller derer, die die Geschichte nicht mehr ertragen, sondern lenken wollten. Schon bald nach seinem Tod erwies sich die furchtbare Sprengkraft seiner Gedanken, die den Deutschen Symbolismus scheinbar vollendeten und in Wahrheit zerstörten; denn die Stärke des Wachsens und Reifens, die Macht der Natur und der Umstände, die Vielfalt der geschichtlichen Einzelheiten - das war nun nichts mehr wert.
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Dem katharischen Dogma von der teuflischen Welt stellten sie die fröhliche Tatkraft christlichen Wirkens entgegen; später lehrten sie, es gebe keine Erbschuld
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Gott ist nicht draußen oder drüben, er ist alles in allem. Alles ist in ihm, auch der Mensch mit seiner Schwäche, auch das Böse. Das Böse selbst ist göttlich; denn was immer der Mensch zu tun glaubt, das tut Gott.

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