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Autor: Amerio, Romano

Buch: Iota Unum

Titel: Iota Unum

Stichwort: Eucharistie; Schmälerung des Sakralen; Tabernakel (Standort); Nüchternheit vor Kommunionempfang

Kurzinhalt: Wenn das eucharistische Brot nichts weiter als Brot ist, dem man eine neue Finalität beilegt, ist dies das Ende des Sanctissimum, also der hochheiligen Gegenwart

Textausschnitt: 270. Die Schmälerung des Sakralen

580a Wenn das eucharistische Brot nichts weiter als Brot ist, dem man eine neue Finalität beilegt, ist dies das Ende des Sanctissimum, also der hochheiligen Gegenwart. (Fs)

580b Die Art, wie sich das christliche Volk dem Sakrament öffnete, war im Laufe der Jahrhunderte zwar unterschiedlich, gleichbleibend aber war die Ehrfurcht, die Bewegtheit, die tiefe religiöse Ergriffenheit, weit entfernt von der neoterischen Tendenz, die Eucharistie als ein Agape-Mahl anzusehen, bei dem die Verbundenheit der Gemeinschaft in der Liebe gefeiert wird1. Man geht sogar so weit zu behaupten, die Gegenwart Christi im Sakrament sei Seine spirituelle Gegenwart in der durch die brüderliche Liebe geschaffenen Gemeinschaft2. (Fs) (notabene)

581a Der Versuch, das Herrenmahl als eine Feier der Freundschaft und der Freude darzustellen, gibt heute den Anstoß, zu sakrilegischen Mahlfeiern zusammenzukommen. Daß dort die Materien nicht unterschieden, die Gestalten willkürlich vollzogen werden, die Konsekrationen durch Unbefugte erfolgen, die Örtlichkeiten und Verfahrensweisen profan sind, ist ein Skandal und etwas Unseliges für die Kirche. Dabei war doch das Abendmahl ein höchster Akt göttlicher Liebe, aber eben ein tragisches Ereignis. Sein Verlauf war nämlich beherrscht von der Ahnung des Gottesmordes und überschattet vom Verrat. Da war das Erschrecken der in ihrer Treue zum Meister unsicheren Jünger3 und die dem Blutschweiß von Gethsemani vorausgehende Beklommenheit. Schließlich hat die christliche Kunst das Abendmahl stets als schmerzliche Begebenheit und nicht als fröhliches Essen wiedergegeben4. (Fs)

581b Der Substanzverlust der Eucharistie hat zwangsläufig die Ehrfurcht vor dem Sakrament vermindert. Die Liturgiereform ist dementsprechend gestaltet und löst die Schmälerung aus. Dies geschieht vielleicht aus einem ökumenischen Anpassungsverhalten heraus5. Fast gänzlich abgeschafft wurde die Nüchternheit vor dem Kommunionempfang; reduziert wurden die Lichter, Verbeugungen und Kniebeugen6. Man hat das Allerheiligste aus dem würdigsten Platz im Gotteshaus entfernt, den Tabernakel von seinem hohen Standort nach unten und vom Mittelpunkt an die Seite geschafft. Außer Gebrauch gekommen ist die neben der Liturgie bestehende private und öffentliche Verehrung und Anbetung; das Fronleichnamsfest ist nicht mehr staatlich geschützt; die Prozession mit dem Allerheiligsten wird vom Tag in die Nacht verlegt wie bei einer lucifuga natio7; man duldet, daß jedwede Materie, sogar Pudding, verwendet wird8. Kleingedruckte Initialen bei heiligen Wörtern; kaum mehr Vorbereitung auf und Dank für den Kommunionempfang9; Mißachtung des Gebots der Osterkommunion; Stühle anstelle von Kniebänken; nachlassende Beherzigung der Beichtpflicht im Falle schwerer Sünden vor dem Gang zum corpus Christi. Die heiligen Gestalten gehen durch sämtliche Hände; Laien reichen die Kommunion. Man nimmt sich unerhörte Freiheiten im Umgang mit den konsekrierten Hostien heraus; es gibt Priester, die sie im Briefumschlag an die Gläubigen verschicken, die zu kommunizieren wünschen10. Abgeschafft wurde im Missale die Instruktion De defectibus in celebratione missarum occurentibus (Über die bei Zelebration der Messen vorkommenden Unzulänglichkeiten)11. Es zeigen sich also zahllose Verfallssymptome hinsichtlich der Eucharistie. Sie springen geradezu ins Auge12. (Fs) (notabene)

583a Und wenn die Eucharistie, wie es sich tatsächlich verhält, Gipfel des Heiligen und Rückführung der gesamten Seelenwelt auf den einen Wesensgrund ist, muß festgestellt werden, daß die Krise eine Krise der Eucharistie, eine Krise des Glaubens an die Eucharistie ist. Diese Krise birgt all den Glaubensverlust und die Entheiligung in sich - Dinge, die mit den diversen Veränderungen dann offen zutage treten. (Fs)

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