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Autor: Amerio, Romano

Buch: Iota Unum

Titel: Iota Unum

Stichwort: Eucharistie; Rückgang der Anbetung; Sinnhaftigkeit d. Anbetung nur bei Wesensverwandlung (personaler Realität), nicht bei metaphorischer Deutung

Kurzinhalt: Zum Substanzverlust, durch den das Objekt der Anbetung entfällt, gesellt sich der Verlust der Dauer, weil diese ein Attribut der Substanz ist und die Attribute nur solange währen wie die Substanzen.

Textausschnitt: 268. Rückgang der Anbetung

578a Wird das eucharistische Mysterium nur noch als Veränderung der Bedeutung und der Zweckbestimmung eines seine substantielle Identität behaltenden Brotes angesehen, so führt dies unweigerlich vor allem dazu, daß die Latrie ihr Objekt einbüßt, und die Anbetung zum Schwinden kommt. Wenn die Bedeutung einer Sache metaphorisch ist und allein auf der Intention beruht, wenn die Bestimmung, von der Wirkursache getrennt, keine andere Grundlage als den sie konzipierenden und wollenden Geist hat, besteht keine Möglichkeit mehr, in dem der Transsignifikation und Transfinalisation unterzogenen eucharistischen Brot irgendeinen Gesichtspunkt zu finden, der es anbetungswürdig machte: vor und nach der Konsekration liegt genau dieselbe reale Gegebenheit vor. Im Brot, das wirklich die Wesensverwandlung in den Leib Christi erfahren hat, begegnet der Akt der Anbetung dagegen einer Realität, an die er sich halten kann, denn die Anbetung gilt ja Seiendem und keinen Relationen, beziehungsweise es wird, um es treffender auszudrücken, nur ein personal Seiendes angebetet. Ist die Eucharistie also eine neue Bezogenheit anstatt ein neues reales Objekt, so stößt die Anbetung auf keine ihr als Anhaltspunkt dienende Realität mehr. Man betet nicht Metaphern an, sondern Seiendes. Als man zur Zeit des heidnischen Polytheismus Idealbilder und Abstracta wie Güte, Schönheit, Gerechtigkeit zu Kultobjekten machte, wurden sie sehr bald zu Personen, und der Kult betraf nicht mehr diese abstrakten Bedeutungen, vielmehr ergab sich für ihn das Bedürfnis, auf ein personales Wesen abgestellt zu werden. Die Grazien, die Furien, die Memoria (das Gedächtnis), - alles wurde hypostatisiert. (Fs) (notabene)

578b Zum Substanzverlust, durch den das Objekt der Anbetung entfällt, gesellt sich der Verlust der Dauer, weil diese ein Attribut der Substanz ist und die Attribute nur solange währen wie die Substanzen. Ein symbolischer Leib, der als symbolische Speise gereicht wird, findet mit dem Verzehr den gänzlichen Abschluß seines Wertcharakters. Bei der Wertreduktion des eucharistischen Brotes zum Nahrungssymbol bleibt in dem nicht verzehrten Sakrament nichts Werthaftes mehr übrig. Daher rührt die heute im christlichen Volk verbreitete Meinung, es verbleibe nichts Göttliches im Tabernakel, sobald das eucharistische Mahl beendet sei. Wenn das Brot hingegen kein bloßes Symbol, sondern reale Substanz ist, besteht das Sakrament über Zweckrichtung und Speisung hinaus fort. (Fs)

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