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Autor: Amerio, Romano

Buch: Iota Unum

Titel: Iota Unum

Stichwort: Neoterische Theologie der Eucharistie; ontologischer vs. metaphorischer Sinn (Transsignifikation, Transfinalisation)

Kurzinhalt: Die Theologie der Neuerer ... hat die Wandlung des eucharistischen Brotes vom Ontologischen in die Vorstellungswelt verlagert, wird doch gelehrt, die kraft der Konsekrationsworte bewirkte Veränderung betreffe die »fines« (Zwecke) und ...

Textausschnitt: 267. Die neoterische Theologie der Eucharistie

576a Den Kern des Dogmas enthält der offensichtliche Sinn des Verbums ????? -ist- bei den Synoptikern und in 1. Kor. 11,24, wovor Luther mit den Worten kapitulierte: »Der Text ist zu stark«1. Sicherlich gibt es in der Bibel Stellen, wo das Prädikat »sein« eindeutig einen metaphorischen statt ontologischen Sinn hat, zum Beispiel in der Deutung des Pharao-Traumes (Gen. 41,27): »... die sieben Ähren (...) sind sieben Jahre«. Ähren können in ihrer Stofflichkeit natürlich keine Zeitdauer sein. Ähnlich bedeutet das Wort »sein« aufgrund des Kontextes, der Sinngebung und der Aussageabsicht auch anderswo soviel wie »versinnbildlichen«. Der hier dagegen vorliegende ontologische Sinn, der der Wahrnehmung widerstrebt, weshalb sich in Joh. 6 ein großer Teil der Hörer abwendet, ist gerade der von Christus geltend gemachte und von der christlichen Urgemeinde verstandene, ist der Glaube der Kirche durch die Jahrhunderte2. (Fs)

577a Die Theologie der Neuerer, wie sie in dem zum Lehrbuch an katholischen Schulen gewordenen Holländischen Katechismus vertreten wird, hat die Wandlung des eucharistischen Brotes vom Ontologischen in die Vorstellungswelt verlagert, wird doch gelehrt, die kraft der Konsekrationsworte bewirkte Veränderung betreffe die »fines« (Zwecke) und die »significationes« (Bedeutungen). Jenes Brot, das im natürlichen Bereich die Speise bedeute, die das leibliche Leben erhält und hierzu bestimmt ist, bedeute nun darüber hinaus den Leib Christi und nehme den Zweck an, den Christen als geistliche Nahrung zu dienen. Daß »Transsignifikation« (Bedeutungswandel) und »Transfinalisation« (Zweckveränderung) besser dem personalistischen Charakter der religiösen Akte entsprächen, wie die Urheber dieser These annehmen, kann so nicht stehen bleiben. Auch bei der Transsubstantiation ist es Christus, die eine gottmenschliche Person, der sich als Opfer und Speise in liebender Hingabe darbringt. Im übrigen ist es ein viel entsagenderer und großartigerer Akt, die eigene Substanz darzubieten, als für die nämliche Substanz eine andere Bedeutung zu bieten. (Fs)

577b Halten wir uns nicht länger damit auf, daß diese nicht-substantielle Veränderung weder der Heiligen Schrift noch der Definition des Tridentinum entspricht. Gesagt werden muß aber, daß im neoterischen Gedankengebäude die Tiefe des Mysteriums verlorengeht. Die Neuerer beharren auf dem innigen Zusammenhang zwischen Zweck und Sein der Sache, doch können sie nicht daran vorbei, daß Zweckbestimmung und Bedeutung über das Brothafte hinausgehen und ihm noch zusätzlich beigemessen werden. Gewiß hat das natürliche Brot den Zweck, als Nahrung zu dienen, aber dieser ist für das Brot nicht konstitutiv, weil eine Idee (und der Zweck ist eine solche) nicht mit der Substanz gleichgesetzt werden kann. Ein Brot, das nicht den Nahrungszweck hätte, wäre kein Brot, doch diesen seinen Zweck bezieht das Brot aus seiner substantiellen Beschaffenheit. Eine bloße Transfinalisation ist also eine Relationsänderung und schließt stets die Subsistenz von etwas mit ein, das in sich selbst ist, bevor es sich in Relation befindet. (Fs)

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