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Autor: Voegelin, Eric

Buch: Die politischen Religionen

Titel: Die politischen Religionen

Stichwort: Symbol, Leviathan, Hobbes, Nation, innerweltliche Ekklesia (Paulus)

Kurzinhalt: Gottunmittelbarkeit des Staates, Commonwealth, Gemeinschaft als Kollektivperson, partikuläre innerweltliche Ekklesia, Souverän - Kirchenhaupt, Herrscher - Gottesmittler

Textausschnitt: () Der große Theologe der partikulären gottesunmittelbaren Ekklesia war Hobbes. Er wird oft als Theoretiker der absoluten Monarchie verstanden; er war auch das, aber er war mehr, denn er hat das Symbol des Leviathan geschaffen, des unmittelbar unter Gott stehenden und im göttlichen Auftrag gegenüber den Untertanen omnipotenten Staates.
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... die vorher gestaltlose Vielzahl von Menschen wählt sich nicht einen Herrscher, sondern verbindet ihre Vielheit zu der Einheit einer Person; die Vielzahl wird zur Einheit des Commonwealth ...
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aber von Gott geht die Hierarchie nach unten nicht mehr zu Personen, welche die Ränge der Ekklesia besetzt halten, sondern zu der Gemeinschaft als einer Kollektivperson; sie geht zum Souverän nicht als dem Herrscher über Untertanen, sondern als dem Persönlichkeitsträger des Commonwealth.
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Wenn man geschichtliche Vergleiche ziehen will, dann müßte man Hobbes für die partikuläre innerweltliche Ekklesia eine ähnliche Stelle zuerkennen wie Paulus für die Symbolschöpfung der christlichen Gemeinschaft. Die neue Gemeinschaft gewinnt ihre Einheit durch den Souverän in der gleichen symbolisch-mystischen Weise wie die paulinische Ekklesia durch Pneuma und Kephale des Christus. Das weltliche Substrat des Commonwealth sind die partikulären Nationen
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Jedes Commonwealth sei für sich eine christliche Ekklesia, wenn sein Souverän Bibel und Christentum durch Staatsgesetz verbindlich macht; der Staat sei dann zugleich Kirche, mit dem Souverän als Kirchenhaupt, unmittelbar unter Gott, ohne Vermittlung des Vicarius Christi. Ein spirituales Commonwealth als Kirche, die nicht Staat ist, sei widersinnig; die Unterscheidung von spiritual und temporal sei nur in die Welt gesetzt worden
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Die christlichen Herrscher sind die Inhaber der ekklesiastischen Gewalt, und durch ihre Vermittlung wird die Gottesherrschaft in dieser Welt über die ihnen unterworfenen Ekklesiae wiederhergestellt.

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