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Autor: Ratzinger, Joseph

Buch: Zur Lage des Glaubens

Titel: Zur Lage des Glaubens

Stichwort: Kirche, Glaube, Krise, Symptome; Katechese; K. (traditionell) 4 Grundelemente: Glaubensbekenntnis, Vaterunser, Dekalog, Sakramente;

Kurzinhalt: Der Christ findet hier das, was er zu glauben hat (Symbolum oder Credo), was zu hoffen (Vater unser), was zu tun (Dekalog), und es wird der Lebensraum umschrieben, in dem dies alles sich vollzieht (Sakramente).

Textausschnitt: "Eine zerstückelte Katechese"

72b Die von ihm konstatierte Verwirrung in der Theologie hat für den Präfekten gravierende Konsequenzen für die Katechese. (Fs)

Er sagt: "Da die Theologie nicht mehr eine gemeinsame Gestalt des Glaubens vermitteln kann, ist auch die Katechese der Zerstückelung und ständig wechselnden Experimenten ausgesetzt. Einige Katechismen und viele Katecheten lehren nicht mehr den katholischen Glauben in seiner harmonischen Ganzheit - wo jede Wahrheit die andere voraussetzt und zugleich erklärt-, sondern versuchen, einige Elemente des christlichen Erbes menschlich interessant zu machen (entsprechend den momentanen kulturellen Ausrichtungen). Einige biblische Abschnitte werden hervorgehoben, weil sie als 'dem heutigen Empfinden näher' angesehen werden; andere werden aus dem entgegengesetzten Grund übergangen. Also nicht mehr eine Katechese, die eine umfassende Glaubensbildung wäre, sondern Widerspiegelungen und Anstöße von partiellen, subjektiven anthropologischen Erfahrungen." (Fs) (notabene)

Anfang 1983 hielt Ratzinger in Frankreich bei einer Konferenz (die großes Aufsehen erregte) über die "neue Katechese" einen Vortrag. Bei dieser Gelegenheit sagte er mit gewohnter Klarheit unter anderem: "Ein erster schwerwiegender Fehler auf diesem Weg war es, den Katechismus abzuschaffen und ganz allgemein die Gattung 'Katechismus' für überholt zu erklären." Und er spricht von einem "eilfertig und mit großer Sicherheit international betriebene(n) Fehlentscheid". (Fs)

73a Mir gegenüber wiederholt er: "Es ist notwendig, sich daran zu erinnern, daß seit den ersten Zeiten des Christentums ein bleibender und unverzichtbarer 'Kern' der Katechese und somit der Glaubensbildung erscheint. Auch Luther hat diesen Kern für seinen Katechismus ebenso selbstverständlich angewandt wie der römische Katechismus, der in Trient beschlossen wurde. Alles Sprechen über den Glauben ist nämlich um vier grundlegende Elemente herum angeordnet: das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, der Dekalog, die Sakramente. Damit ist die Grundlage des christlichen Lebens, die Synthese der auf Schrift und Tradition gegründeten Lehre der Kirche umschrieben. Der Christ findet hier das, was er zu glauben hat (Symbolum oder Credo), was zu hoffen (Vater unser), was zu tun (Dekalog), und es wird der Lebensraum umschrieben, in dem dies alles sich vollzieht (Sakramente). Heute ist diese grundlegende Struktur in weiten Bereichen der aktuellen Katechese aufgegeben, mit den Ergebnissen, die wir feststellen an der Auflösung des sensus fidei in den neuen Generationen, die oft unfähig sind zu einer Gesamtsicht ihrer Religion."

73b In den französischen Konferenzen berichtete er, daß ihm einmal eine Mutter in Deutschland erzählt habe, "ihr Sohn werde in der Grundschule soeben mit der Christologie der Logienquelle vertraut gemacht; von den sieben Sakramenten oder von den Artikeln des Glaubensbekenntnisses habe er freilich noch nie etwas zu hören bekommen". (Fs)

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