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Autor: Lonergan, Bernard J.F.

Buch: Methode in der Theologie

Titel: Methode in der Theologie

Stichwort: Funktionale Spezialisierung; Dialektik: moralische Bekehrung; moralisches Wissen: Besitz des sittlich guten Menschen

Kurzinhalt: Moralische Bekehrung verändert das eigene Entscheidungs- und Wahlkriterium, indem sie es von Befriedigungen auf Werte verlagert... So gelangen wir zu dem existentiellen Augenblick, wenn wir selber entdecken, daß unser Wählen uns selbst nicht weniger ...

Textausschnitt: Moralische Bekehrung (eü)

16/X Moralische Bekehrung verändert das eigene Entscheidungs- und Wahlkriterium, indem sie es von Befriedigungen auf Werte verlagert. Als Kinder oder Minderjährige werden wir überredet, umschmeichelt, angewiesen oder gezwungen das zu tun, was recht ist. Wenn unsere Kenntnis der menschlichen Wirklichkeit zunimmt und unsere Antworten auf menschliche Werte stärker und differenzierter werden, überlassen uns unsere Mentoren immer mehr uns selbst, damit unsere Freiheit ihren zunehmenden Drang nach Authentizität auch ausüben kann. So gelangen wir zu dem existentiellen Augenblick, wenn wir selber entdecken, daß unser Wählen uns selbst nicht weniger betrifft, als die gewählten oder abgelehnten Gegenstände, und daß es jedem von uns obliegt, selbst zu entscheiden, was er aus sich machen soll. Dann ist die Zeit gekommen, die vertikale Freiheit auszuüben, dann ist moralische Bekehrung die Entscheidung für das wahrhart Gute, für den Wert und gegen die Befriedigung, wenn Wert und Befriedigung einander widersprechen. (243f; Fs) (notabene)

17/X Eine solche Bekehrung ist natürlich längst noch keine moralische Vollendung, denn Entscheiden und Tun sind zweierlei. Man muß erst noch das eigene individuelle, das gemeinschaftliche und das allgemeine Vorurteil aufdecken und ausrotten.1 Man muß seine eigene Kenntnis der menschlichen Wirklichkeit und Möglichkeit, so wie sie in der bestehenden Situation gegeben sind, immer noch vervollkommnen. Man muß in dieser Situation die Elemente des Fortschritts und die Elemente des Verfalls sauber auseinanderhalten. Man muß seine eigenen intentionalen Antworten auf Werte und deren Prioritätenskala ständig überprüfen. Man muß auf Kritik und Protest hören. Man muß sich die Bereitschaft erhalten, von anderen zu lernen. Denn das moralische Wissen ist eigentlicher Besitz nur der sittlich guten Menschen, und bis man diesen Ehrentitel verdient, muß man ständig weiterstreben und immer noch lernen. (244; Fs)

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