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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: F1_076 - Die Seele in ihrer Vereinigung mit dem Körper

Stichwort: F1_076a7c; Platoniker: Seele als Beweger d. Körpers? Form - Einessein - Sein;

Kurzinhalt: Auf dieselbe Weise hat etwas das Einessein wie das Sein. Nun bewirkt aber die Form durch sich selbst, daß das Ding in Wirklichkeit ist, da sie durch ihr Wesen Wirklichkeit ist, und sie gibt das Sein nicht durch irgendein Mittelding. Daher ...

Textausschnitt: ANTWORT: Wäre die Seele, wie die Platoniker wollen, einzig als Beweger mit dem Leib vereint, so könnte man füglich sagen, zwischen die Seele des Menschen oder sonst eines Lebewesens und den Körper träten irgendwelche andere Körper als Mittel dazwischen. Es kommt nämlich dem Beweger zu, etwas Entferntes durch näherstehende Mittelglieder zu bewegen. (Fs)

Ist aber die Seele mit dem Leib als Form vereint, wie (Art. 1) schon gesagt worden ist, so ist es unmöglich, daß sie mittels irgendeines Körpers mit ihm vereint ist. Der Grund hierfür ist dieser. Auf dieselbe Weise hat etwas das Einessein wie das Sein. Nun bewirkt aber die Form durch sich selbst, daß das Ding in Wirklichkeit ist, da sie durch ihr Wesen Wirklichkeit ist, und sie gibt das Sein nicht durch irgendein Mittelding. Daher kommt die Einheit des aus Stoff und Form zusammengesetzten Dinges von ebendieser Form her, die durch sich selbst mit dem Stoff als dessen Wirklichkeit vereint ist. Und es gibt kein anderes Einendes als das Wirkende, das macht, daß der Stoff in Wirklichkeit ist (Aristoteles). (Fs)

Daraus ergibt sich aber, daß die Meinungen jener falsch sind, die behauptet haben, irgendwelche Körper seien die Vermittler zwischen der Seele und dem Leib des Menschen. Zu diesen gehörten die Platoniker, welche sagten, die Verstandesseele sei von Natur aus mit einem unzerstörbaren Körper vereint, von dem sie niemals getrennt werde und durch dessen Vermittlung sie mit dem zerstörbaren Leib des Menschen vereint sei. — Andere haben gesagt, sie sei mit dem Leib mittels eines körperhaften Hauches vereint. — Wieder andere behaupteten, sie sei mit dem Leib mittels des Lichtes vereint, von dem sie sagen, es sei ein Körper und habe die Natur der fünften Wesenheit; und zwar so, daß die ernährende Seele mit dem Körper mittels des Lichtes des Sternenhimmels vereint sei, die Sinnenseele mittels des Lichtes des Kristallhimmels und die Verstandesseele mittels des Lichtes des Feuerhimmels. Das ist aber offenbar erdichtet und lächerlich, einmal weil das Licht kein Körper ist; sodann, weil die fünfte Wesenheit, da sie unveränderlich ist, nicht stofflich in die Zusammensetzung eines gemischten Körpers eingeht, sondern nur der Kraft nach; und endlich weil die Seele unmittelbar mit dem Leib als die Form mit dem Stoff vereint ist [53]. (Fs)

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