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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Kommentar zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: Kommentar zu F1_075 allgemein

Kurzinhalt: Daß der Mensch eine Seele hat, weist Thomas nicht eigens nach... Leben findet sich 'bei uns' in körperlichen Wesen. Deshalb ist die zunächstliegende Frage die: ist die Seele ein Körper?

Textausschnitt: 75. FRAGE --DIE SEELE AN SICH BETRACHTET

473a Daß der Mensch eine Seele hat, weist Thomas nicht eigens nach. Der Mensch ist ein Lebewesen. Lebewesen aber haben eine Seele. "Beseelt nennen wir das, was lebt; unbeseelte Dinge dagegen jene, die des Lebens entbehren" (Art. 1 Antw.). Thomas geht also von der allgemeinen Überzeugung der Menschen aus. Die Lebensäußerungen — es werden in derselben Antwort als die hauptsächlichsten Erkenntnis und Bewegung angegeben — müssen auf einen ihnen entsprechenden Wesensgrund zurückgeführt werden. Sie sind Akzidentien, die kommen und gehen, müssen also einen substantiellen, beharrenden Träger und Untergrund haben. "Die Seele wird der erste Lebensgrund in jenen Wesen genannt, die bei uns leben" (ebd.). Wiederum wird die Auffassung des gesunden Menschenverstandes als Bürge angerufen. Übrigens ist ja die Erforschung des Wesens der Seele selbst ein ständiger Nachweis ihres Vorhandenseins. (Fs)

473b Leben findet sich 'bei uns' in körperlichen Wesen. Deshalb ist die zunächstliegende Frage die: ist die Seele ein Körper? (1. Art.) In ihrer "sich über die sinnliche Vorstellung nicht erhebenden" Denkart haben die Naturphilosophen des Altertums (vgl. Anm. [2]) diese Ansicht vertreten. Da dieselbe abgelehnt wird, folgt die zweite Frage nach der Unabhängigkeit vom Körper oder der Selbständigkeit der menschlichen Seele (Art. 2), der sich die Frage nach der diesbezüglichen Beschaffenheit der Tierseelen anschließt (Art. 3). Der Menschenseele muß eine gewisse Selbständigkeit zugesprochen werden, so daß die Frage auftauchen kann, ob die Seele nicht der ganze Mensch ist (Art. 4). Da dieselbe verneint, vielmehr das aus Seele und Leib Zusammengesetzte als 'der Mensch' erkannt wird, erhebt sich die weitere Frage, ob die Seele selbst nicht auch eine Zusammensetzung aus Stoff und Form ist (Art. 5). Sie wird aber als etwas Einfaches erwiesen, wodurch sich die Fragen nach ihrer Fortdauer nach dem Tode des Menschen (Art. 6) und nach ihrem Verhältnis zur Wesenheit des reinen Geistes oder Engels (Art. 7) von selbst ergeben. So läßt sich eine stetige Aufwärtsentwicklung vom rein Körperlichen bis zum rein Geistigen hinsichtlich der Frage nach der Wesenheit der Seele beobachten. (Fs)

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