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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Anmerkungen zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: F1_076a5ad1, Ist es angemessen, daß die Verstandesseele mit einem solchen Körper vereint ist?; Gnade, Urzustand, Unsterblichkeit; posse non mori - non posse mori; Übergang in den Endzustand ohne Tod; Sündenfall

Kurzinhalt: ... Urzustand ... daß der Mensch, obwohl seine leibliche Natur zur Auflösung hindrängte, dennoch ohne vorherigen Tod in den Endzustand eingehe, wenn er die von Gott auferlegte Prüfung bestehe. Sie ermöglichte ihm also, vom Tode freizubleiben ...

Textausschnitt: Zu 1. Diesem Einwand möchte vielleicht einer ausweichen wollen, indem er sagt, der Körper des Menschen sei vor dem Sündenfall unzerstörbar gewesen. — Diese Antwort scheint jedoch nicht zu genügen. Denn der Leib des Menschen war vor dem Sündenfall nicht von Natur aus unsterblich, sondern durch ein Geschenk der göttlichen Gnade. Sonst wäre ihm die Unsterblichkeit durch die Sünde ebensowenig entzogen worden wie dem gefallenen Engel [48]. (Fs)

[48] Zu S. 70.

Der Mensch ist von Natur aus sterblich und war es auch im begnadeten Urzustand, den der katholische Glaube lehrt. Die Vereinigung der Seele mit dem Leibe hängt eben von einer bestimmten Stoffanlage des Körpers ab. Diese ist aber veränderlich und zerstörbar sowohl durch äußere Eingriffe als auch durch die fortwährende Lebenstätigkeit. Die Gnadengabe der Unsterblichkeit, die der Mensch im Urzustand besaß (vgl. 97, 1 Antw.: Bd. 7), sollte demnach bewirken, daß der Mensch, obwohl seine leibliche Natur zur Auflösung hindrängte, dennoch ohne vorherigen Tod in den Endzustand eingehe, wenn er die von Gott auferlegte Prüfung bestehe. Sie ermöglichte ihm also, vom Tode freizubleiben (posse non mori). Eine Unmöglichkeit, zu sterben (non posse mori), wird erst nach der Auferstehung des Fleisches eintreten. Zwar werden dann auch die Leiber der Gottlosen unverweslich und unsterblich sein, jedoch nicht an den Vorzügen der Leiber der Seligen, an der Verklärung teilnehmen. Gerade durch diese aber ist die Unsterblichkeit erst ein besonderes Gnadengeschenk Gottes (vgl. Fr. Diekamp, Katholische Dogmatik, 2. Bd., 1921, S. 116. u. 3. Bd., 1922, S. 386 ff.; M. J. Scheeben, Die Mysterien des Christentums, 1912 3, S. 568 ff.). — Wäre durch den Sündenfall die Unzerstörbarkeit des menschlichen Leibes verlorengegangen, so hätte die Sünde eine wesentliche Veränderung der Natur bewirkt, eine Lehre, die die katholische Kirche ablehnt. Wie die Gnade die Natur voraussetzt und auf ihr aufbaut, so läßt auch der Wegfall des Gnadenzustandes die Natur in ihrem Wesen unversehrt bestehen. Deswegen behielten auch die gefallenen Engel ihre natürliche Unzerstörbarkeit bei, während der Leib des ersten Menschen im Gnadenzustand an sich zerstörbar blieb. (Fs) (notabene)

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