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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Anmerkungen zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: F1_076a1ad1, Ist der Urgrund des Verstehens als Form mit dem Körper vereint?; menschl. Seele - Zeugung; Eltern, substantiellen Erzeugung (4-faches); terminus: qui, quo, secundarius

Kurzinhalt: Die Eltern bringen nämlich durch die Zeugung die Vereinigung von Leib und Seele hervor, und so bringen sie den Menschen hervor ... den Menschen bringen sie hervor durch die Seele, die sie zwar nicht hervorbringen, wohl aber mit dem Körper vereinigen ...

Textausschnitt: Ad objectiones

Zu 1. Wie der Philosoph sagt, ist die letzte der Naturformen, bei der die Betrachtung der Naturphilosophie haltmacht, nämlich die menschliche Seele, zwar getrennt [stofflos], aber doch im Stoff. Er beweist dies damit, daß "der Mensch — und die Sonne — aus dem Stoff den Menschen erzeugt".1 Und zwar ist sie getrennt hinsichtlich der Verstehkraft; denn die Verstehkraft ist nicht Kraft eines körperlichen Organs, wie die Sehkraft Wirklichkeit des Auges ist. Das Denken ist nämlich eine Tätigkeit, die nicht wie die Sehtätigkeit durch ein körperliches Organ ausgeübt werden kann. Im Stoff aber ist sie, soweit die Seele selbst, der diese Kraft angehört, Form des Körpers und Endpunkt der menschlichen Zeugung ist [33]. In diesem Sinne also ' sagt der Philosoph, der Verstand sei "getrennt", weil er keine Kraft eines körperlichen Organs ist.2 (Fs) (notabene)

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[33] Zu S. 43.

Die menschliche Seele kann Endpunkt und Ziel der menschlichen Zeugung genannt werden, obgleich sie unmittelbar von Gott hervorgebracht wird (vgl. 75, 6 Zu 1 u. S. 484). Das Ziel der substantiellen Erzeugung ist nämlich ein vierfaches: die substantielle Form, das aus Stoff und Form zusammengesetzte Wesen, das für sich seiende Ganze, und dessen Eigenschaften. Das Ganze wird dadurch hervorgebracht, daß die Form mit dem Stoff verbunden wird. Und nun ist das für sich seiende Ganze oder das Vollselbständige (vgl. Anm. [16]) das Ziel, was eigentlich und schlechthin hervorgebracht wird (terminus qui). Form und Wesenheit sind Ziel als das, wodurch das Ganze hervorgebracht wird (terminus quo). Denn sie sind das, "wodurch" das Vollselbständige ist. Das Vollselbständige ist aber das, was schlechthin ist. Die Eigenschaften endlich sind Ziel der Erzeugung als das, was vom Erzeugenden notwendig mit hervorgebracht werden muß (terminus secundarius), weil sie mit dem Ganzen notwendig verknüpft sind. Damit nun die substantielle Form Ziel der Erzeugung sei als das, wodurch ein Ganzes hervorgebracht wird, genügt es, daß sie durch die Zeugung mit dem Stoff vereinigt wird, auch wenn sie, wie die menschliche Seele, nicht durch die Zeugung hervorgebracht wird. Die Eltern bringen nämlich durch die Zeugung die Vereinigung von Leib und Seele hervor, und so bringen sie den Menschen hervor; denn der Mensch ist das aus Leib und Seele bestehende Ganze. Und den Menschen bringen sie hervor durch die Seele, die sie zwar nicht hervorbringen, wohl aber mit dem Körper vereinigen (vgl. S. 500). (Fs) (notabene)

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