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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Über Seiendes und Wesenheit

Titel: Über Seiendes und Wesenheit

Stichwort:

Kurzinhalt:

Textausschnitt: Kapitel III
Das Kapitel III untersucht nun [38], wie sich die allgemeinen Begriffe der Gattung, des Artunterschiedes und der Art zur Wesenheit verhalten, und stellt zunächst fest, daß die allgemeinen, definitorischen Begriffe, die immer vom ganzen Ding ausgesagt werden, nicht von der Wesenheit (in der zweiten Bedeutung) als Teil des Dinges ausgesagt werden können. Als solche wird sie nur vom Wesensbegriff der Art bezeichnet (s. o.). (XV; Fs)
Kommentar (30.06.11): Cf. Kommentar zum Text [38].
[39] Gattung, Unterschied und Art kommen der Wesenheit auch nicht in der platonischen Auffassung zu, wonach sie eine eigene Substanz außerhalb der empirischen Einzeldinge wäre; denn bei dieser Auffassung hätte sie für die Dinge keine ursächliche Funktion mehr, weder als Seins-, noch als Erkenntnisursache. (XV; Fs)
[40] Also können die allgemeinen, definitorischen Begriffe der Wesenheit nur insofern zukommen, als diese für das ganze Ding steht und dabei die Geprägtheit des Individuum(s) unbestimmterweise einschließt (d. h. nach der ersten Bedeutung). (XV; Fs)
[41] Die so begriffene Wesenheit kann in zweifacher Bedeutung verstanden werden, a) ohne das Sein in etwas, b) mit dem Sein in etwas:
a) Die Wesenheit, ohne das Sein betrachtet, betrifft das, was ihr an sich zukommt. Bei dieser 'absoluten Betrachtung' wird von dem Akzidentellen abgesehen, das sich durch das Sein der Wesenheit in einem Ding ergibt. (XV; Fs)
[42] Daher kommt auch das Eines- oder Vieles-sein nicht der Wesenheit selbst zu. Sonst würde das eine das andere ausschließen, während doch beides der Wesenheit akzidentell zukommen kann. (XV; Fs)
[43] b) Die Wesenheit, mit dem Sein betrachtet, steht auch mit dem Akzidentellen in Bezug, das sich ergibt, sofern sie in etwas ist. (XV; Fs)
[44] Dabei wird weiter zwischen dem Sein der Wesenheit im Einzelding und in der Seele unterschieden. Doch eignet der Wesenheit in absoluter Betrachtung weder das Eines-, noch das Vieles-sein, das ihr durch das Sein in den Einzeldingen zufällt. (XV; Fs)
[45] Wenn aber auch die absolute Betrachtung der Wesenheit vom Sein in etwas absieht, so schließt sie dieses von der Wesenheit nicht aus, die ja (nach der o. gen. ersten Bedeutung) für das ganze individuelle Ding steht und von ihm ausgesagt wird. (XVf; Fs)
[46-48] Was nun die definitorischen Begriffe in ihrer Allgemeinheit betrifft, mit den Merkmalen der Einheit und Gemeinsamkeit, so können sie nur der Wesenheit mit ihrem Sein in der menschlichen Vernunft zukommen, die vom Einzelnen absieht und die Wesenheit in allgemeiner Einheit begreift. (XVI; Fs)
Kommentar (30.06.11): zu oben: Die Wesenheit in der Vernunft ist allgemein nur insofern, als die Vernunft als vielen zuschreibbar erkennt (Beispiel "körperliche Statue" im Text oben.)
[49] Trotz der Allgemeinheit, welche die Wesenheit in der Vernunft hat, wird sie doch von jedem Menschen einzeln eingesehen. (XVI; Fs)
[50] Kritik an Averroes' Lehre, wonach die Erkenntnis der Wesenheit, in ihrer allgemeinen Einheit, von einer einzigen, überindividuellen Vernunft verursacht werde. (XVI; Fs)
[51] Der Artbegriff kommt in seiner abstrakten Allgemeinheit - d.h. in der Intention als Art (Species) - der Wesenheit in absoluter Bedeutung nicht zu; denn diese wird vom Individuum ausgesagt, der abstrakte Artbegriff dagegen als solcher nicht (z.B. läßt sich nicht aussagen: Sokrates ist die Art, der Mensch). (XVI; Fs)1
[52] In der Intention der Allgemeinheit (als Gattung, Art) ist zwar die der Aussagbarkeit eingeschlossen, aber nicht umgekehrt. (Wenn z.B. die Gattung ausgesagt wird, dann nicht auch die Intention der Gattung). (XVI; Fs)
Kommentar (30.06.11): zu oben ???
[53] Ergebnis: In ihrer abstrakten Allgemeinheit kommen die definitorischen Begriffe nicht der Wesenheit in absoluter Betrachtung zu, sondern nur akzidentell, sofern die Wesenheit ihr Sein in der Vernunft hat. (XVI; Fs)

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