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Autor: Hrsg. Brandmüller, Walter; Scheffczyk, Leo; Lochbrunner, Manfred

Buch: Das eigentlich Katholische

Titel: Das eigentlich Katholische

Stichwort: Eucharistie; Vatikanum II; Sakramente: der Vergebung - Einheit;

Kurzinhalt: Ein Vergleich mit dem protestantischen Verständnis macht noch einen weiteren Unterschied bewußt. Für Luther sind sowohl die Taufe als auch die Beichte, soweit sie als Sakrament gewertet wird, als auch das Abendmahl Sakramente der Sündenvergebung.

Textausschnitt: 183b Die hier vorgestellten Gedanken über die Zentralität der Eucharistie finden sich nicht nur in der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanums, sondern auch in anderen Konzilstexten. So lehrt das Priesterdekret Presbyterorum Ordinis, daß alle Sakramente "auf die Eucharistie hingeordnet" sind, ebenfalls "die anderen kirchlichen Dienste und Apostolatswerke. Die Heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle" (Nr. 5). "Die christliche Gemeinde wird nur auferbaut, wenn sie Wurzel und Angelpunkt in der Feier der Eucharistie hat" (Nr. 16). (Fs)

184a Ehe diese Sicht des Zweiten Vatikanums von der Eucharistie theologisch entwickelt, begründet und erklärt wird, seien ihre Konsequenzen für die konkrete Lebensgestaltung des Christen aufgezeigt. Einmal wird ein rein innerliches und privates Beten, so wichtig das vertraute Sprechen mit dem Vater im stillen Kämmerlein (vgl. Mt 6,6) sein mag, auf die Eucharistie als Mitte verwiesen. Eine Meditationsübung, bei der man z.B. mangels eines geeigneten anderen Raumes in die Kirche ging und sich bewußt vom Tabernakel abwandte, um nicht dadurch in der Selbstversenkung gestört zu werden, muß sich fragen lassen, ob sie noch christlich ist. Aber auch ein christlicher Quietismus, ob er sich außerhalb der katholischen Kirche oder in ihr findet, verfehlt in seinem nur inneren Bedenken des Evangeliums die "Quelle und den Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens". Auch die Anbetung hat demnach ihre Höchstverwirklichung in der eucharistischen Anbetung. (Fs)

184b Die Mitte des christlichen Lebens kann aber auch nicht die Lektüre der Hl. Schrift und ebensowenig ein Wortgottesdienst sein. Die Wortverkündigung bildet den Mittel- und Höhepunkt des protestantischen Gottesdienstes. Nach protestantischem Verständnis hat das Abendmahl eine reduzierte Bedeutung im Vergleich zur katholischen Eucharistie, abgesehen von den bekannten anderen Differenzpunkten (Weihesakrament, Opfercharakter, Weise der Realpräsenz). Ein Vergleich mit dem protestantischen Verständnis macht noch einen weiteren Unterschied bewußt. Für Luther sind sowohl die Taufe als auch die Beichte, soweit sie als Sakrament gewertet wird, als auch das Abendmahl Sakramente der Sündenvergebung.1 Alle Sakramente sind demnach Mittel der Sündenvergebung bzw. der inneren Tröstung und Glaubensstärkung angesichts der Übermacht der Sünde. Dem katholischen Verständnis nach ist dagegen zu unterscheiden zwischen den Sakramenten der Vergebung, d.h. den Mitteln zur Einheit, und den Sakramenten der Einheit. Bei diesen, vor allem bei der Eucharistie und auch beim Ehesakrament, wird die Einheit mehr dargestellt und gefeiert und nur auf sekundärer Ebene durch die Feier auch vertieft. Zum Beleg sei nochmals LG 11 zitiert: "Durch den Leib Christi in der heiligen Eucharistiefeier gestärkt, stellen sie (= die Gläubigen) sodann die Einheit des Volkes Gottes, die durch dieses hocherhabene Sakrament sinnvoll bezeichnet und wundervoll bewirkt wird, auf anschauliche Weise dar." Die Einheit wird also durch die Eucharistie "dargestellt und verwirklicht" (LG 3) und nicht umgekehrt: verwirklicht und dann dargestellt. Weil die Eucharistie primär die Einheit darstellt und erst sekundär verwirklicht, muß ihr im Fall der schweren Sünde das Bußsakrament vorgeschaltet werden. Wo dieses ausfällt - wie es bei der protestantischen Pastoral der Fall ist und in der katholischen der Fall zu werden droht -, wird die Eucharistie zum Sakrament der Sündenvergebung verzerrt und kann nicht mehr Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens sein. (Fs) (notabene)

185a Der Konzilstext spricht ferner von der "Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens". Demzufolge kommt diese Höchstqualifizierung nicht einem anderen Gottesdienst zu, etwa einem priesterlosen Gottesdienst. Eine bloße Kommunionfeier kann nicht "Quelle und Höhepunkt" des christlichen Lebens sein. (Fs)

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