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Autor: Lonergan, Bernard J.F.

Buch: Die Einsicht

Titel: Die Einsicht Bd. I und II

Stichwort: Transzendenz, Metaphysik; Vergleiche und Kontrast 4; Unterschied: Erkennen - Erkennen des Erkennenes : Gott erkennen - G. erkennen als unbeschränkten Verstehensakt

Kurzinhalt: Achtens, weil es schwierig ist zu erkennen, worin unser Erkennen besteht, ist es auch schwierig zu erkennen, was unser Erkennen von Gott ist.

Textausschnitt: 766b Achtens, weil es schwierig ist zu erkennen, worin unser Erkennen besteht, ist es auch schwierig zu erkennen, was unser Erkennen von Gott ist. So wie aber unser Erkennen einer Analyse der Erkenntnis vorausgeht und viel leichter als diese ist, so ist auch unsere Erkenntnis Gottes leichter und früher als jeder Versuch, ihr einen formalen Ausdruck zu verleihen. Denn ohne explizite Formulierung der Notion des Seins, verwenden wir diese, wann immer wir untersuchen und verstehen, reflektieren und urteilen. Ohne explizite Ablehnung des Obskurantismus stellen wir auf unserer Suche nach dem Intelligiblen und Unbedingten Fragen und weitere Fragen. Alles aber, was wir über uns selbst und die Welt um uns herum erkennen und erkennen können, wirft ein und dieselbe weitere Frage auf; denn es wird durch ein reflektierendes Erfassen des virtuell Unbedingten als bloße Tatsache erkannt; und die allgegenwärtige und unaufhörliche weitere Frage läßt nur eine Antwort zu, nämlich, eine Intelligibilität, die formell unbedingt ist. Deshalb ist es so, daß alle Menschen zwar verstehen, was sie unter der "Natur von ..." meinen, aber in Verlegenheit sind, wenn sie aussagen, was sie damit meinen, und ähnlich verstehen sie alle, was sie unter Gott meinen, obwohl sie in Verlegenheit sind, wenn sie gefragt werden, eine derart grundlegende und vertraute Notion zu erklären. Ferner, so wie jeder Forscher etwas weiß, wenn er weiß, daß es eine zu erkennende Natur gibt, wenn er auch noch zu entdecken hat, worin diese Natur besteht, so weiß jedermann etwas, wenn er weiß, daß es einen Gott gibt, auch wenn er nicht hoffen kann, je einen unbeschränkten Verstehensakt zu erreichen und so zu erkennen, was Gott ist. (Fs) (notabene)

767a Ferner, so wie die Notion der Natur vom Gnostiker und Magier mißbraucht werden kann, liefert sie doch, wenn richtig verwendet, die dynamische Basis, worauf das Ganze der wissenschaftlichen Erkenntnis aufgerichtet wird, so kann auch die Notion Gottes vom mythischen Bewußtsein korrumpiert und von einer falsch angebrachten Praxisorientiertheit entstellt werden; doch liefert sie, wenn richtig verwendet, die dynamische Basis, woraus nicht nur das Ganze der intelligenten und rationalen Erkenntnis, sondern auch das Ganze des intelligenten und rationalen Lebens entsteht. Schließlich, wie der Mißbrauch der Notion der Natur diese in den Augen jener, die am meisten begierig sind zu erkennen, was durch das Verstehen erkannt werden kann, lächerlich macht, so führt auch eine falsche Auffassung und der Mißbrauch der Notion Gottes zu ihrer Ablehnung gerade durch jene Menschen, die am meisten darauf bestehen, den Obskurantismus zu brandmarken; zu fordern, daß die Urteile auf dem Unbedingten beruhen; und Übereinstimmung zwischen Erkennen und Tun zu verlangen. Wenn einer aber begierig ist zu erkennen, was durch das Verstehen erkannt werden kann, kann er die Notion der Natur nur deshalb der Lächerlichkeit preisgeben, weil er nicht weiß, was dieser Terminus bedeutet; und wenn einem echt an der Brandmarkung des Obskurantismus und der Forderung (684) nach dem Unbedingten gelegen ist, dann verehrt er entweder schon Gott, ohne ihn zu nennen, oder aber muß nicht weit gehen, um ihm zu begegnen. (Fs)

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