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Autor: Lonergan, Bernard J.F.

Buch: Die Einsicht

Titel: Die Einsicht Bd. I und II

Stichwort: Transzendenz; Kausalität 2: Zusammenfassung

Kurzinhalt: Erstens, das Universum des proportionierten Seins ist von Kontingenz durchzogen. Zweitens, reine Kontingenz liegt außerhalb des Seins, und deshalb muß es einen letzten Grund für das Universum geben ...

Textausschnitt: 738d Es mag scheinen, daß dies alles zu schnell gegangen ist, und deshalb wird es angebracht sein, das Argument nochmals im ganzen zu betrachten. Erstens, das Universum des proportionierten Seins ist von Kontingenz durchzogen. Zweitens, reine Kontingenz liegt außerhalb des Seins, und deshalb muß es einen letzten Grund für das Universum geben, und dieser Grund kann nicht kontingent sein. Drittens, der notwendige letzte Grund kann nicht genötigt sein, ein kontingentes Universum zu begründen, und er kann nicht willkürlich sein im Gründen eines intelligiblen und guten Universums. Er kann nicht genötigt sein; denn was aus dem Notwendigen notwendig folgt, ist gleichfalls notwendig. Er kann nicht willkürlich 657 sein; denn was willkürlich aus dem Notwendigen resultiert, resultiert als eine reine Tatsache ohne mögliche Erklärung. Was aber weder notwendig noch willkürlich und doch intelligibel und ein Wert ist, ist das, was frei aus der vernünftigen Wahl eines rationalen Bewußtseins hervorgeht. (Fs)

738e Die Zielursache ist also der Grund des Wertes, und sie ist die schlechthin letzte Ursache der Ursachen; denn sie überwindet die Kontingenz auf ihrer tiefsten Ebene. Das Sein kann nicht willkürlich sein, und das kontingente Sein kann nicht notwendig sein. Es folgt, daß das kontingente Sein eine vernünftig realisierte Möglichkeit sein muß. Seine Möglichkeit ist in der Exemplarursache begründet, seine Realisierung in der Wirkursache, seine Vernünftigkeit aber in der Zielursache. Ohne diese Vernünftigkeit wäre es willkürlich und damit außerhalb des Seins; was aber außerhalb des Seins ist, ist nicht möglich; und was nicht möglich ist, kann nicht verwirklicht werden. (Fs)

739a Solcherart ist also der Übergang von Wirk-, Exemplar- und Zielursache als Tatsachen innerhalb des Bereichs des proportionierten Seins zu den universellen Prinzipien, die unsere Erkenntnis in den Bereich des transzendenten Seins führen. (Fs)

739b Der Leser wird möglicherweise der Meinung sein, daß der Übergang diese Notionen der Ursächlichkeit nicht von ihrer anthropomorphen Qualität zu befreien vermochte. Denn weit entfernt davon, vom Menschen wegzukommen, führen sie recht offensichtlich zur Bejahung eines unbedingten intelligenten und rationalen Bewußtseins, welches das Universum frei in einer Weise begründet, die sehr ähnlich ist der Weise, wie das bedingte intelligente und vernünftige Bewußtsein des Menschen frei seine eigenen Handlungen und Produkte begründet. Unsere Antwort ist eine doppelte. Einerseits ist das spezifisch Menschliche, das Anthropomorphe, nicht ein rein intelligentes und rationales Bewußtsein, sondern ein in Spannung zwischen dem reinen Streben und anderen Streben begriffenes Bewußtsein. Andererseits kann man nicht umhin, insofern man im Menschen nur sein intelligentes und rationales Bewußtsein betrachtet, sich mit dem zu befassen, was auf das Universum und seinen letzten Grund innerst bezogen ist. Denn was anderes ist das Universum und sein Grund als das Zielobjekt des unvoreingenommenen, uneigennützigen und unbeschränkten Erkenntnisstrebens?

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