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Autor: Coreth, Emerich

Buch: Metaphysik

Titel: Metaphysik

Stichwort: Akt - Potenz (energeia - dynamis); P.: aktiv - passiv (potentia activa - passiva)

Kurzinhalt: In diesem Sinn liegt eine aktive Potenz (potentia activa) vor, wenn Seiendes selbst das (Wirk-)Vermögen besitzt, den Akt hervorzubringen ... passive Potenz (potentia passiva) dagegen, wenn Seiendes die Fähigkeit besitzt, einen Akt vom Anderen her ...

Textausschnitt: Zusatz.

205/3 Aus der hier vermittelten Zweiheit von Wirkvollzug und Wirkvermögen ergibt sich bereits die Zweiheit von Akt und Potenz. Doch hat dieses Begriffspaar einen weiteren, allgemein metaphysischen Sinn. Akt (bei Aristoteles energeia) bedeutet nicht nur Wirkakt (actio), sondern Seinsakt (actus), d. h. realen Seinsvollzug, Seinsgehalt, also Seinswirklichkeit und Seinsvollkommenheit. Potenz dagegen (bei Aristoteles dynamis) bedeutet nicht nur das Nichtsein des Aktes, sondern die positive Möglichkeit des Aktes als Hinordnung auf den Akt und Fähigkeit für den Akt (capacitas actus), also Seinsmöglichkeit gegenüber Seinswirklichkeit. (233; Fs)

206/3 In diesem Sinn liegt eine aktive Potenz (potentia activa) vor, wenn Seiendes selbst das (Wirk-)Vermögen besitzt, den Akt hervorzubringen (capacitas ad actum producendum), passive Potenz (potentia passiva) dagegen, wenn Seiendes die Fähigkeit besitzt, einen Akt vom Anderen her aufzunehmen (capacitas ad actum recipiendum). In beiden Fällen aber ist ein real Seiendes oder wenigstens ein reales Seinsprinzip - wie das Wesen des endlichen Seienden als potentielles Prinzip gegenüber dem Seinsakt - vorausgesetzt, also eine reale Potenz. Im Gegensatz dazu steht eine logische Potenz, wenn noch keine Wirklichkeit gesetzt ist, sondern die reine, im Denken entworfene Möglichkeit besteht. (233; Fs)

207/3 Bisher haben wir nicht nur im Wirkvermögen eine aktive Potenz des Seienden vorgefunden, sondern, sofern Seiendes im Wirkbezug zu Anderem steht und dessen Einwirkung entgegennimmt, auch passive Potenz; und nicht nur Potenzen, die einem aktuell existierenden Seienden eigen sind und es in die Möglichkeit einer weiteren Verwirklichung (actu secundo) setzen, sondern auch eine reale Potenz, die als rein potentielles Prinzip nicht zeitlich, sondern ontologisch - der Aktualität des Seienden (actus primus) vorausliegt: das Wesen des endlichen Seienden. (233; Fs)

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