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Autor: Brandmüller, Walter

Buch: Licht und Schatten

Titel: Licht und Schatten

Stichwort: Französische Revolution - Ausblick auf die Zukunft unserer Tage

Kurzinhalt: In ähnlicher Weise, wie um 1800 ein Neuansatz der katholischen Apologetik es vermochte, die von der Aufklärung und ihrem Rationalismus enttäuschte gebildete Gesellschaft für den Glauben neu zu interessieren und zum guten Teil neu zu gewinnen, müßte ...

Textausschnitt: 159a Mit diesem letzten Satz möchte, müßte man eigentlich schließen. Aber die den Historiker bedrängende Versuchung, nach dem Rückblick in die Geschichte in den Prophetenmantel zu schlüpfen, verlockt doch dazu, einen Blick nach künftigen Horizonten zu wagen. Dabei kann es natürlich nicht um Prognosen für das 3. Jahrtausend der christlichen Geschichte gehen. Der Prophet spricht ins Jetzt hinein, spricht für das Heute. Was sollte, müßte also durch uns geschehen, wenn wir das uns Mögliche an Grundlegung für eine neue Blüte von Glaube und Kirche leisten wollen?

159b Wir konstatieren in unseren Tagen einen Aufbruch von Sehnsucht nach Erkenntnis des rational nicht faßbaren, aber geahnten Geheimnisses von Welt und Mensch. Diese äußert sich in so fragwürdigen Erscheinungen wie der New-Age-Bewegung, dem Okkultismus, ja dem Satanismus. Vordringliches Ziel kirchlicher Verkündigung müßte es da sein, diese eher dumpf gefühlten als hell bewußten Sehnsüchte auf die wahren Ziele zu lenken und mit den wahren Inhalten des katholischen Glaubens zu füllen. In ähnlicher Weise, wie um 1800 ein Neuansatz der katholischen Apologetik es vermochte, die von der Aufklärung und ihrem Rationalismus enttäuschte gebildete Gesellschaft für den Glauben neu zu interessieren und zum guten Teil neu zu gewinnen, müßte heute versucht werden, die tiefsten, ja zum Teil ihr nicht einmal selbst bewußten, aber nichtsdestoweniger quälenden und bedrängenden Fragen der heutigen Gesellschaft erst klar zu formulieren und dann aus der Fülle des katholischen Glaubens zu beantworten. Dies müßte in einer Argumentationsweise und in einer Sprache geschehen, die das Ohr der heutigen Menschen ebenso erreicht, wie es unter anderen Umständen Chateaubriand und de Maistre vor fast 200 Jahren vermochten. (Fs)

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