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Autor: Dumont, Gérard-Francois

Buch: Europa stirbt vor sich hin

Titel: Europa stirbt vor sich hin

Stichwort: Geschichte; Zäsuren; Beginnn des 21. Jahrhunderts

Kurzinhalt: Die Geschichte gehorcht höchst selten der kalendarischen Einteilung. So dauerte das »Perikleische Zeitalter« in Wirklichkeit lediglich fünfzehn Jahre. Das uns schon näher liegende 15. Jahrhundert endete bereits 1492 mit der Entdeckung Amerikas. Das 17...

Textausschnitt: 17a Die Geschichte gehorcht höchst selten der kalendarischen Einteilung. So dauerte das »Perikleische Zeitalter« in Wirklichkeit lediglich fünfzehn Jahre. Das uns schon näher liegende 15. Jahrhundert endete bereits 1492 mit der Entdeckung Amerikas. Das 17. Jahrhundert schloß vermutlich 1715 mit dem Tode Ludwigs XIV. Und das 19. Jahrhundert setzt bei verschiedenen Autoren zu unterschiedlichen Zeiten ein. Die einen datieren seinen Beginn auf die Abschaffung der Monarchie in der ersten Sitzung der französischen Gesetzgebenden Versammlung am 20. September 1792. Andere lassen es erst 1815 beginnen. Weniger umstritten sind hingegen das Ende des 19. und der Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach gängiger Lesart gilt dafür das Jahr 1912, in dem die Länder Europas den Schlußpunkt hinter die Aufteilung Afrikas setzten, oder aber 1914, als der Erste Weltkrieg begann. (Fs)

Das 20. Jahrhundert endete 1989. Das 21. Jahrhundert begann in jener Nacht vom 9. November 1989, als den Machthabern der einstigen Deutschen Demokratischen Republik nichts anderes blieb, als - vor allem in Berlin -ihre Westgrenze zu öffnen. Die Öffnung der Berliner Mauer versinnbildlicht den politischen (nicht zwangsläufig auch ideologischen) Tod des großen Mythos des 20. Jahrhunderts von der »strahlenden Zukunft«, vom Aufbau einer idealen Gesellschaft namens Kommunismus. Und dieser Tod hat zur Folge, daß fortan kein Land, und leiste es noch so heftigen Widerstand gegen die Lektion der Fakten, seinem Volk mehr den Weg des Marxismus-Leninismus weisen kann. (Fs)

18a Wie Geschichte nicht binnen Tagesfrist entsteht, kann man auch der Jahrhundertwende vom 20. zum 21. Jahrhundert weitere Eckdaten zuweisen. Die Deutschen werden den seit 1990 zum Feiertag erklärten 3. Oktober bevorzugen, an dem sich die Einheit von Ost und West vollzog, auf dem Gebiet der alten DDR fünf neue Bundesländer geschaffen und ipso facto in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft einbezogen wurden. Andere mögen den 12. September 1990 nennen, an dem der sogenannte »Zwei-plus-Vier-Vertrag« (BRD und DDR plus Frankreich, Großbritannien, UdSSR und USA) unterzeichnet wurde, der die äußeren Folgen der deutschen Wiedervereinigung zum Gegenstand hatte und die alliierte Vormundschaft über Deutschland beendete. (Fs)

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