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Autor: Sertillanges A. D. (Gilbert)

Buch: Der heilige Thomas von Aquin

Titel: Der heilige Summa von Aquin

Stichwort: Sein: Einteilungen des Seins; Ordnung der Transzendentalien; Einheit, Wahrheit, Schönheit, Güte

Kurzinhalt: Unmittelbar unter dem Sein steht die Einheit; dann kommt die Wahrheit, dann die Schönheit und zuletzt die Güte. Der Grund dafür liegt darin, ...

Textausschnitt: 31 Welches ist nun die Ordnung dieser transzendentalen Merkmale? Unmittelbar unter dem Sein steht die Einheit; dann kommt die Wahrheit, dann die Schönheit und zuletzt die Güte. Der Grund dafür liegt darin, daß die Güte in dem Sein etwas voraussetzt, was uns vervollkommnet, und zwar nicht allein durch eine ideale Mitteilung, wie es bei der Wahrheit und Schönheit ist, sondern durch eine Mitteilung von realen Werten, die das Sein enthält. Darum setzt das Suchen nach dem Guten bei uns die vorhergehende Erkenntnis des als wahr angesehenen Seins voraus, genau so, wie umgekehrt das als wahr Erkannte in uns eine Neigung zum Guten hervorruft. Das Gute kommt also zum Wahren hinzu und setzt es voraus. (43; Fs)

32 Geradeso ist es mit der Schönheit, die ihrerseits auch eine Beziehung zur Erkenntnis hat, jedoch in der Freude der Betrachtung einen Gesichtspunkt des Guten damit verbindet, so daß sie in die Mitte zwischen beide Begriffe tritt. Die Wahrheit anderseits setzt die Einheit voraus; denn nichts kann in den Geist eingehn, was nicht in sich eine Einheit ist oder als solche aufgefaßt wird; etwas erkennen, was nicht eine Einheit ist, hat Aristoteles gesagt, heißt nichts erkennen. (43; Fs)

33 Es ist jedoch zu beachten, daß diese Ordnung sich umkehrt, wenn diese Merkmale nicht mehr nach dem, was sie in sich selbst sind, sondern nach der wirklichen Teilnahme des Seins an ihnen geordnet werden sollen. (43f, Fs)

34 Das Gute kommt allem Sein zu, während das Wahre nur die erkennenden Wesen angeht, aber selbst diese haben nur zeitweilig an ihm teil, und zwar nachdem das Gute schon seine Wirkung gesetzt hat, da es sich in uns einfach dadurch spiegelt, daß wir sind.1 (44, Fs)

35 Es versteht sich von selbst, daß die hier aufgestellten Unterscheidungen nur in Gedanken vollzogen werden. Denn wenn sie, anstatt einfach die Gesichtspunkte des Seins zu erklären, dieses wirklich teilen wollten, könnten sie nicht erste Merkmale sein, so wie das Sein selbst ein Erstes ist, und sie könnten nicht transzendental sein2. (44, Fs)

36 Die Beziehung, die wir so dem Sein in bezug auf das Erkennen und Wollen zuschreiben, ist eine wirkliche Beziehung nur auf unserer Seite, nicht aber auf der Seite des Seins. Das Sein steht in sich da, und es hängt in keiner Weise real von uns ab. Wir hängen vielmehr von ihm ab, denn hinsichtlich des Wahren und Guten ist es unser Maß und die wirkende Kraft unserer Vervollkommnung. Wenn wir also sagen, das Sein sei gut oder wahr in bezug auf uns, so heißt das im Grunde, daß wir gut oder wahr werden in bezug auf das Sein3. (44, Fs)

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