Datenbank/Lektüre


Autor: Ratzinger, Joseph

Buch: Jesus von Nazareth 1

Titel: Jesus von Nazareth

Stichwort: Seligpreisung 7; Selig, die Frieden stiften

Kurzinhalt: Vorher schon hatte Caesar den Titel "Friedensstifter der Ökumene" in Anspruch genommen. Für die Gläubigen in Israel steigt die Erinnerung an Salomo auf, ...

Textausschnitt: 114c Damit haben wir nun auch schon auf die siebte Seligpreisung vorgegriffen: "Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes heißen" (Mt 5,9) Ein paar stichwortartige Hinweise zu diesem grundlegenden Jesuswort mögen daher genügen. Zunächst kann man da den weltgeschichtlichen Hintergrund wahrnehmen. Lukas hatte in der Kindheitsgeschichte Jesu das Gegenüber zwischen diesem Kind und dem allgewaltigen Kaiser Augustus anklingen lassen, der als "Heiland des allgemeinen Menschengeschlechts" und als der große Friedensbringer gerühmt wurde. Vorher schon hatte Caesar den Titel "Friedensstifter der Ökumene" in Anspruch genommen. Für die Gläubigen in Israel steigt die Erinnerung an Salomo auf, in dessen Namen das Wort "Friede" (schalom) enthalten ist. Der Herr hatte dem David verheißen: "In seinen Tagen darf Israel in Frieden und Ruhe leben ... Er wird für mich Sohn sein, und ich werde für ihn Vater sein" (1 Chr 22,9f). Damit erscheint ein Zusammenhang von Gottessohnschaft und Königtum des Friedens: Jesus ist der Sohn, und er ist es wirklich. Er ist daher erst der wahre "Salomo" - der Bringer des Friedens. Frieden zu stiften, gehört vom Wesen her zur Sohnschaft. So lädt diese Seligpreisung dazu ein, zu sein und zu tun, was der Sohn tut, um so selbst "Söhne Gottes" zu werden. (Fs)

115a Das gilt zunächst im Kleinen des jeweiligen Lebensraumes. Es beginnt in jener Grundentscheidung, die Paulus mit Leidenschaft im Namen Gottes erbittet: "Wir bitten euch um Christi willen: Lasst euch versöhnen mit Gott" (2 Kor 5,20). Die Zerfallenheit mit Gott ist der Ausgangspunkt aller Vergiftungen des Menschen, ihre Überwindung die Grundbedingung für den Frieden in der Welt. Nur der mit Gott versöhnte Mensch kann auch mit sich selbst versöhnt und im Einklang sein, und nur der mit Gott und sich selbst versöhnte Mensch kann Frieden stiften um sich herum und in die Weite der Welt hinein. Der politische Kontext, der in der Kindheitsgeschichte des Lukas wie hier in den Seligpreisungen des Matthäus durchklingt, zeigt aber die ganze Reichweite dieses Wortes an. Dass Friede sei auf der Erde (Lk 2,14), ist Wille Gottes und so zugleich ein Auftrag an den Menschen. Der Christ weiß, dass das Bestehen von Frieden an das Stehen der Menschen in der "Eudokia" Gottes, in seinem "Wohlgefallen" gebunden ist. Das Ringen um das Stehen im Frieden mit Gott ist ein unerlässlicher Teil des Ringens um den "Frieden auf Erden"; von dorther kommen die Maßstäbe und die Kräfte für dieses Ringen. Dass da, wo Gott den Menschen außer Sichtweite gerät, auch der Friede verfällt und die Gewalt mit vorher ungeahnten Grausamkeiten überhandnimmt, sehen wir heute nur allzu deutlich. (Fs)

____________________________

Home Sitemap Lonergan/Literatur Grundkurs/Philosophie Artikel/Texte Datenbank/Lektüre Links/Aktuell/Galerie Impressum/Kontakt