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Autor: Mehrere Autoren: Saeculum Weltgeschichte

Buch: Saeculum Weltgeschichte Bd. 7

Titel: SELBST- UND WELTVERSTÄNDNIS NACH DER REVOLUTION

Stichwort: L'art pour l'art; Oscar Wilde

Kurzinhalt: Die moderne Kunst und Literatur ist für sich selbst, weil sie es mit der Artistik zu tun hat, eine Welt bezeugen zu müssen, die "es nicht gibt", diese Welt schöpfen zu müssen in einer "Welt"-los gewordenen Weltgesellschaft.

Textausschnitt: 6. L'artificiel

432a Das 1836 von dem französischen Philosophen Victor Cousin (1792-1867) formulierte Prinzip des "L'art pour l'art" wurde zu einem Leitsatz des Jahrhunderts. Er bezeichnet etwas anderes als die Souveränität einer jeden Kunst zu allen Zeiten, die auch dann ihren Sinn in sich selbst hat und nicht in einem aufgetragenen Zweck, wenn dieser Sinn im Einvernehmen steht mit der Gesellschaft der Auftraggeber, Betrachter und Benutzer. Die moderne Kunst und Literatur ist für sich selbst, weil sie es mit der Artistik zu tun hat, eine Welt bezeugen zu müssen, die "es nicht gibt", diese Welt schöpfen zu müssen in einer "Welt"-los gewordenen Weltgesellschaft. Aber dieser Bezeugungswille, der im Grunde "aufs Ganze" geht, ist zu unterscheiden (wenn auch nirgendwo völlig zu trennen) von einem künstlerischen Isolationismus, dem es nicht um die Wirklichkeit des Wirklichen geht, sondern primär um die Künstlichkeit der Kunst, und dies deshalb, weil die Kunst vom vulgären Leben als die einzig lebenswürdige Sphäre abgesondert werden soll. Die Geste des Aristokratismus gehört ebenso dazu wie ein ausgesprochener Technizismus, eine aufs höchste gesteigerte Könnerschaft. (Fs) (notabene)

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