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Autor: Augustinus, Aurelius

Buch: Über das Glück

Titel: Über das Glück

Stichwort: Glück; Augustinus: Identifikation: Seinsbegriff - Gottesbegriff; Seele: Platon, Aristoteles;

Kurzinhalt: Die Identifikation des Seins- und Gottesbegriffs ist eine wesentlich eigenständige Leistung des jungen Augustin, wenngleich auch dieser Gedanke bereits vorgeformt und vorbereitet war.

Textausschnitt: 98a Die Identifikation des Seins- und Gottesbegriffs ist eine wesentlich eigenständige Leistung des jungen Augustin, wenngleich auch dieser Gedanke bereits vorgeformt und vorbereitet war. Sie machte den religiösen Gottesgedanken rational und erschloß damit das philosophische Denken für das Christentum. Die Koinzidenz von Gottes in die Geschichte gesprochenem Wort und Gottes ewigem Wort - dem Logos - hielt die »vera religio« in einem eigentümlichen Schwebezustand zwischen einem philosophisch platten Naturalismus und einem ebenso trivialen mythischen Supranaturalismus. Es ist schwer zu entscheiden, ob man den durch diese Identifikation eingeleiteten Prozeß eine Christianisierung Platons oder eine Platonisierung des Christentums nennen soll. Soviel nur ist sicher, daß dadurch auf eigentümliche Weise der Transzendenzgedanke verschärft wurde und einen ganz eigenen Akzent erhielt. Platons Logos war zwar auch immer als transmundan, jenseits der Welt zeitlichen Wandels, verstanden worden; Aristoteles hatte ihn sogar in Verruf gebracht mit dem Hinweis, sein Lehrmeister habe ihn als eigenständige Substanz separat für sich gedacht, als ob der Geist für sich in der Welt spazierenginge. Aber das war eine Mißdeutung gewesen. Die ewigen Ideen Platons waren deshalb jenseitig, weil, von der Welt der Erscheinung her gesehen, ihr unwandelbares Sein unbegreiflich erschien - ließ doch keine Reduktion des Veränderlichen je das Ewige hervortreten, das gleichwohl in allem Wandelbaren geschaut und vorausgesetzt werden mußte. Keine Abstraktion wurde ihrer habhaft - und doch waren sie da. Sie mußten also etwas Eigenes, eben etwas Transzendentes sein. Gleichwohl: waren sie auch ihrer eigentümlichen Natur und Seinsweise nach transzendent, so waren sie doch zugleich der Welt immanent; im wandelbaren Denken des Menschen wurden sie geschaut, in den Prozessen der Veränderung hielten sie sich sichtbar durch. Sie waren im menschlichen Geist - und der Geist war im Körper. So war dem Transzendenzgedanken der Gedanke der Immanenz stets benachbart. (Fs)

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