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Autor: Pinckaers, Servais

Buch: Christus und das Glück

Titel: Christus und das Glück

Stichwort: Die Neigung zur Sexualität; Gebote 4, 6, 9;

Kurzinhalt: Damit sich die sexuelle Neigung angemessen entwickeln kann, muss sie beherrscht werden. Drei Gebote des Dekalogs haben mit ihr zu tun:

Textausschnitt: 3. Die Neigung zur Sexualität

92e Die sexuelle Neigung hat der Mensch mit den anderen Lebewesen gemeinsam; sie verwirklicht sich bei ihm allerdings auf vollkommenere Weise. Ihre Erfüllung findet sie in der Ehe zwischen Mann und Frau im Hinblick auf das Leben. Sie ist nicht lediglich biologischer Natur, obwohl der biologische Aspekt eine charakteristische Komponente dieser Neigung ist. Vielmehr umfasst sie die gesamte Persönlichkeit mit allen ihren affektiven Bindungen. Man unterscheidet gewöhnlich einen doppelten Zweck der Ehe: zunächst die Zeugung von Nachkommen und die Erziehung der Kinder, durch die den Fortbestand und das Wachsen des Menschengeschlechts sowie dessen kulturelles Erbe gewährleistet werden; außerdem die gegenseitige Liebe und Unterstützung der Eheleute. Diese beiden Zwecke sind aufeinander ausgerichtet und können sich nicht unabhängig voneinander voll entfalten, denn das Gesetz der Liebe ist die Hingabe und die Fruchtbarkeit. (Fs)

93a Man kann auch zeigen, wie sich die anderen Neigungen im Rahmen der Familie entwickeln, wo der Mensch die ersten Lebenserfahrungen macht. Hier macht er die Erfahrung der Liebe, des Glücks, der konkreten Bewertung des Guten und Bösen sowie der sittlichen Erziehung. Er lernt hier das Lebensgefühl und die Gewissheit im Leben, grundlegende Erkenntnisse und die Muttersprache, den Unterschied der Geschlechter, die Verschiedenheit der Persönlichkeiten mit den mannigfaltigen Beziehungen, die aus der Familie die Urzelle der Gesellschaft machen. (Fs)

93b Damit sich die sexuelle Neigung angemessen entwickeln kann, muss sie beherrscht werden. Drei Gebote des Dekalogs haben mit ihr zu tun: das vierte, das Ehrfurcht gegenüber den Eltern fordert, das sechste, das den Geschlechtsakt an die Ehe bindet, und das neunte, das unreines sexuelles Begehren verbietet. Diese Gebote stehen im Dienst der Keuschheit, die eine Form der Selbstbeherrschung oder Kontrolle der Instinkte und Gefühle ist. Mag die Keuschheit auch durch den Aspekt der Bekämpfung von Abschweifungen und Exzessen der Sexualität ein negatives Image bekommen, so ist sie doch in Wirklichkeit etwas zutiefst Positives. Sie ermöglicht nämlich die wahre Liebe, deren Reinheit, Geradlinigkeit und Fortdauer sie garantiert. (Fs)

93c Diese Neigung verleiht jedem Menschen ein natürliches Recht auf Ehe, dem die Pflicht entspricht, gegenüber dem Ehepartner und den Kindern Verantwortung wahrzunehmen. Gemäß dem christlichen Glauben erfolgen die Heiligung der Ehe sowie die Berufung zur Jungfräulichkeit auf der Grundlage dieser Neigung. Die Jungfräulichkeit versteht sich nicht als Ablehnung oder Geringschätzung der Sexualität. Jedem Christen kommt es gemäß seiner Berufung zu, ein Zeugnis für den Glauben abzulegen und Christus zu lieben; dies findet in der Jungfräulichkeit einen besonderen Ausdruck. Die christliche Keuschheit ist ein spezielles Werk des Heiligen Geistes, der das Herz der Gläubigen zu einer neuen Form der Liebe inspiriert. (Fs)

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