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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Gott der dreieinige

Titel: F1_027 Von der Hervorgängen der göttlichen Personen

Stichwort: Hervorgang (processio): Beleg in der Bibel; Hervorgang nach außen (Wirkung - Ursache): Arius, Sabellius; Analogie: Hervorgang im Intellekt

Kurzinhalt: Die göttliche Schrift gebraucht in den göttlichen Dingen Namen, die auf einen Hervorgang Bezug haben. Diesen Hervorgang aber haben die verschiedenen [Lehrer] verschieden aufgefaßt. Einige nämlich verstanden ...

Textausschnitt: ANTWORT: Die göttliche Schrift gebraucht in den göttlichen Dingen Namen, die auf einen Hervorgang Bezug haben. Diesen Hervorgang aber haben die verschiedenen [Lehrer] verschieden aufgefaßt. Einige nämlich verstanden diesen Hervorgang gemäß dem, wie die Wirkung hervorgeht von der Ursache. So verstand ihn Arius [2]; er sagte, der Sohn gehe vom Vater aus als dessen erstes Geschöpf, und der Heilige Geist gehe von Vater und Sohn aus als das Geschöpf beider. - Danach wäre weder der Sohn noch der Heilige Geist wahrer Gott. Das ist gegen das, was 1 Jo 5, 20 vom Sohne gesagt wird: [...] auf daß wir in dessen wahrem Sohne seien, dieser ist wahrer Gott. Und vom Heiligen Geiste heißt es 1 Kor 6, 19: Wisset ihr nicht, daß eure Glieder ein Tempel des Heiligen Geistes sind? Einen Tempel aber zu haben ist allein Gottes Sache. (4f; Fs)

Andere wieder verstanden diesen Hervorgang gemäß dem, daß die Ursache, wie man sagt, in die Wirkung hervorgeht, insofern sie diese bewegt oder ihr ihre Ähnlichkeit aufprägt. Und so verstand ihn Sabellius [3], welcher sagte, Gott Vater selbst werde Sohn genannt, insofern Er Fleisch annahm aus der Jungfrau. Und ebendenselben nennt er Heiligen Geist, insofern Er die vernunftbegabte Schöpfung heiligt und zum Leben bewegt. - Dieser Auffassung aber stehen die Worte des Herrn entgegen, der Jo 5, 19 von sich sagt: Aus sich kann der Sohn nichts tun; und vieles andere, woraus sich zeigen läßt, daß der Vater selbst nicht der ist, der der Sohn ist. (5; Fs)

Wenn man aber genau zusieht, so verstand jeder von diesen beiden unter Hervorgang etwas, das nach außen gerichtet ist. Also nahm keiner von ihnen einen Hervorgang in Gott selbst an [4]. Jeder Hervorgang aber erfolgt auf Grund einer Tätigkeit. Wie es daher auf Grund der Tätigkeit, welche auf einen Stoff außen abzielt, einen Hervorgang nach außen gibt, so wird auch auf Grund der Tätigkeit, die im Tätigen selbst bleibt, irgendwelcher Hervorgang nach innen angenommen. Am offensichtlichsten ist das beim Verstande, dessen Tätigkeit - das Verstehen nämlich - im Verstehenden bleibt.1 Wer immer nämlich versteht - in dem, daß er versteht, geht etwas in ihm hervor, nämlich der Begriff des verstandenen Wirklichen (eg: lat. Text: conceptio rei intellectae), der aus der Verstehenskraft hervorkommt und aus deren Erkenntnis hervorgeht. Diesen Begriff bezeichnet der Laut, und zwar heißt er [der Begriff] Wort des Herzens [inneres Wort] und wird bezeichnet durch das gesprochene Wort. (5f; Fs) (notabene)

Da aber Gott über alles ist, ist das, was in Gott ausgesagt wird, nicht zu verstehen nach der Weise der untersten Geschöpfe, welche die Körper sind, sondern nach der Ähnlichkeit der höchsten Geschöpfe, welche die verstandhaften Substanzen sind. Aber auch die von ihnen hergenommene Ähnlichkeit versagt noch vor der Darstellung des Göttlichen. Hervorgang ist also nicht so aufzufassen, wie er sich im Bereich der körperlichen Dinge findet, sei es auf Grund einer örtlichen Bewegung, sei es auf Grund des Wirkens einer Ursache auf eine äußere Wirkung - wie die Wärme von dem Wärmenden auf das Erwärmte [hervorgeht] -, sondern nach einem geistigen Ausfluß, wie von dem Sprechenden der des geistigen Wortes, das in diesem bleibt. Und so nimmt der katholische Glaube einen Hervorgang im Göttlichen an. (6; Fs)

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