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Autor: Mehrere Autoren: Handbuch der Kirchengeschichte

Buch: Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 5

Titel: Jedin, Hubert, Einführung

Stichwort: Papst; Papstwahl, Einfluss d. katholischen Mächte; Gottes-Gnaden-Ideologie - säkularisierter Absolutismus; Auslösung: Jesuitenorden

Kurzinhalt: Der größte Schaden für die Kirche selbst aber, für ihre eigene Gestalt, war der von Pontifikatswechsel zu Pontifikatswechsel rivalisierende Einfluß der katholischen Mächte Frankreich, Spanien und Habsburg auf die Papstwahlen.

Textausschnitt: VIIb Daß die Rechte des Kirchenstaates in den Kriegen und im Interessenhandel der Friedensschlüsse mißachtet wurden, war das geringere Übel im Vergleich mit den inneren Mißständen, die im Grunde gar nicht behoben werden konnten, weil dieses politische Gebilde im Zeitalter des modernen Staates zu einem Anachronismus geworden war. Der größte Schaden für die Kirche selbst aber, für ihre eigene Gestalt, war der von Pontifikatswechsel zu Pontifikatswechsel rivalisierende Einfluß der katholischen Mächte Frankreich, Spanien und Habsburg auf die Papstwahlen. Zwar waren diese seit Konstantin d. Gr. immer mehr oder weniger den »welt«-geschichtlichen Bedingungen ausgesetzt, nicht zuletzt den Konkurrenzen italienischer Familien; daß aber nun im Zeitalter eines - bei aller politischen Gottes-Gnaden-Ideologie der Herrscher - von Grund auf säkularisierten Absolutismus das diplomatische Spiel die Wahl des höchsten Amtsträgers der katholischen Christenheit in weitgehendem Maße mitbestimmte, war eine Perversion der Bezogenheit zwischen politischer und geistlicher Macht im ehemaligen Corpus christianum. Wohl saßen in diesem Zeitraum keine unwürdigen Gestalten auf dem Stuhl Petri, und Innozenz XI. (1676-1689) und Benedikt XIV. (1740-1758) ragten, der eine als Pontifex, der andere als Gelehrter, weit über das Mittelmaß hinaus; aber man wird zweifeln können, ob unter diesen weltpolitischen Umständen der jeweils optimale Kandidat nach geistlichen Perspektiven durchgesetzt werden konnte (Kap. 7-9, 28-30). Wenn dieser Band mit der Auflösung der Societas Jesu (1773) im Pontifikat Clemens' XIV. unter dem Druck der katholischen Mächte schließt, so ist damit ein exemplarischer Zug in dieser Periode hervorgehoben. (Fs)

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