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Autor: Rhonheimer, Martin

Buch: Sexualiät und Verantwortung

Titel: Sexualität und Verantwortung

Stichwort: Argument für Humanae vitae: Aufbau; natürliche Familienplanung

Kurzinhalt: Eine vorausgehende Darstellung der anthropologischen Bedeutung des Untrennbarkeitsprinzips ... Es ist gleichsam der Eckstein der Argumentation

Textausschnitt: b) Zum Aufbau der nachfolgenden Argumentation

48b Die nun darzulegende Argumentation soll in folgenden Schritten entwickelt werden:

(1) Eine vorausgehende Darstellung der anthropologischen Bedeutung des Untrennbarkeitsprinzips. Dies wird uns zur Definition des Objektes der Handlung "Sexualverkehr" führen. Es ist gleichsam der Eckstein der Argumentation. (Fs)

(2) Eine Klärung der vom Untrennbarkeitsprinzip abgeleiteten Bedeutung des Ausdrucks "prokreative Verantwortung" innerhalb einer Ethik, die auf dem Begriff der sittlichen Tugend gründet. Dieser Schritt ermöglicht es, die vorgängigen anthropologischen Einsichten auf konkrete menschliche Handlungen zu beziehen. (Fs)

(3) Die Analyse des Unterschieds zwischen kontrazeptivem Sexualverkehr und Sexualverkehr im Kontext der Praktizierung periodischer Enthaltung als zwei radikal verschiedene Arten von Sexualverhalten; in diesem Schritt wird gezeigt, daß - im Unterschied zu periodischer Enthaltung - als Folge der Empfängnisverhütung die beiden untrennbar zusammengehörenden Sinngehalte des ehelichen Aktes tatsächlich auseinandergerissen werden. Diese handlungstheoretische Analyse bildet das eigentliche Herzstück der Argumentation. (Fs)

(4) Die Darlegung einiger Implikationen von Empfängnisverhütung, vor allem der Desintegrierung von Sexualität, und deren Konsequenzen für die eheliche Liebe. Dies zeigt, daß Empfängnisverhütung in der Tat dem Wohl des Menschen widerspricht, weil die Trennung der beiden (untrennbar verknüpften) Sinngehalte gerade den unitiven Sinngehalt ehelicher Sexualität zerstört. Dies erweist die Tragweite und Ernsthaftigkeit der in die Empfängnisverhütung involvierten ethischen Problematik. (Fs)

(5) Schließlich soll noch gezeigt werden, weshalb aufgrund dieser Argumentation gesagt werden kann, Empfängnisverhütung verletze das Naturgesetz (oder "natürliche Sittengesetz"). (Fs)
49a Es liegt mir daran, auf die Wichtigkeit des methodologischen Aufbaus der folgenden Analyse hinzuweisen. Ebenso sei hervorgehoben, daß es nicht darum gehen wird, aus dem Untrennbarkeitsprinzip ein Argument gegen Empfängnisverhütung abzuleiten, sondern eher darum, die Wahrheit dieses Prinzips als ein Prinzip, das auch für den Vollzug einzelner konkreter Akte gilt, nachzuweisen. Die im Untrennbarkeitsprinzip implizierte Anthropologie ist lediglich der Ausgangspunkt und der Eckstein der Argumentation. Ihr Herzstückjedoch ist erst im dritten Schritt enthalten: der handlungstheoretischen Analyse des sittlich entscheidenden Unterschieds zwischen periodischer Enthaltsamkeit und kontrazeptivem Verhalten. (Fs)

50a Eine zusätzliche Bemerkung sei noch erlaubt: Ich werde nicht über "Natürliche Familienplanung" (NFP) sprechen und deshalb auch diesen Terminus nicht verwenden. Dafür seien hier drei Gründe genannt. Zunächst, weil das Wort "natürlich" in unserem Zusammenhang bereits in die Irre führt, insofern es sich als Gegensatz zu "künstlich" versteht, ein Gegensatz, der ja in sich betrachtet völlig nebensächlich ist. Anstatt von NFP werde ich deshalb nur von "periodischer Enthaltsamkeit" sprechen. Zweitens meint periodische Enthaltsamkeit nicht notwendigerweise eine "Planung" der Familie, sondern sie bezieht sich zunächst einmal lediglich auf eine Verhaltensweise, durch die man - aufgrund ernsthafter Gründe elterlicher Verantwortung - unter bestimmten Umständen weitere Nachkommenschaft zu vermeiden sucht. Drittens schließlich wird mit der Rede über NFP der Akzent auf bestimmte Methoden gelegt, mit denen man in der Anwendung der Zeitwahl zu grösserer Sicherheit gelangt. Das Wesentliche der periodischen Enthaltsamkeit im Gegensatz zur Empfängnisverhütung liegt nun aber gerade nicht im "Methodischen". Wenn man deshalb von NFP als Alternative zu Empfängnisverhütung spricht, verschiebt man den Akzent in einer Weise, die vom Wesentlichen ablenkt. (Fs)

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