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Autor: Rahner, Karl

Buch: Schriften zur Theologie IV

Titel: ZUR THEOLOGIE DES SYMBOLS

Stichwort: Trinität, Logos, Symbol; der Logos als Symbol des Vaters

Kurzinhalt: der Vater ist er selbst, indem er das ihm wesensgleiche Abbild als den von sich anderen sich gegenüberstellt und so sich selbst hat

Textausschnitt: 291a Wenn das bisher Gesagte richtig ist, dann ist von vornherein zu erwarten, daß sich eine Theologie nicht durchführen läßt, ohne daß sie auch eine Theologie des Symbols, der Erscheinung und des Ausdrucks, der Selbstgegebenheit in dem als anderem Gesetzten wird. Tatsächlich kann die ganze Theologie, ohne nicht auch wesentlich eine Symboltheologie zu sein, sich gar nicht begreifen, sowenig man im allgemeinen auf diesen ihren Grundcharakter ausdrücklich und systematisch achtet. Und umgekehrt: weil eine einfache Durchmusterung der dogmatischen Aussagen auf dem ganzen Gebiet der Theologie zeigt, wie sehr sie des Symbolbegriffes bedarf und ihn (obzwar in den verschiedensten Fassungen und Wendungen) gebraucht, darum ergibt sich auch eine rückläufige Bestätigung der Notwendigkeit unserer allgemeinen ontologischen Überlegungen. (Fs)

291b Wir müssen uns natürlich mit wenigen Andeutungen begnügen. Dem aufmerksamen und theologisch geschulten Leser wird nicht entgangen sein, daß im Hintergrund der ontologischen Darlegungen immer schon der Gedanke an das Mysterium der Trinität stand. Wir haben uns ja in unserer Methodenfreiheit insofern schon ausdrücklich auf dieses Geheimnis berufen, als wir es zum Beweis verwandten, daß eine Pluralität in einem Seienden nicht immer und überall als ein Index der Endlichkeit und Unvollkommenheit betrachtet werden darf, daß also eine allgemeine Ontologie (die nur vom Seienden streng als solchem reden will) durchaus davon ausgehen darf, daß ein jedes Seiende eine innere Pluralität unbeschadet seiner (eventuell höchsten) Einheit und Vollkommenheit gerade als die Vollkommenheit seiner Einheit in sich trägt. Darum kann eine mehr regionale Ontologie und ebenso eine Theologie fragen, was dies in Hinsicht auf den Symbolcharakter der einzelnen Seienden bedeutet. (Fs)

292a Wir haben aber bei der Entwicklung der Symbolontologie uns nicht sonderlich bemüht, diese Ontologie so zu formulieren, daß sie unmittelbar und in untadeliger Orthodoxie auch für die Trinitätstheologie verwendbar ist. Es soll auch jetzt die Konvergenz dieser Ontologie und der Trinitätstheologie (besonders der Logostheologie) nicht ausdrücklich hergestellt werden. Für unsere Zwecke genügt es, ganz schlicht darauf hinzuweisen, daß die Logostheologie eigentlich eine, ja die höchste, Symboltheologie ist, wenn wir dem Wort den schon erarbeiteten Sinn belassen, und nicht ganz abkünftige Bedeutungen diesem Wort zugrunde legen, wie sie die vulgäre Alltagssprache kennt. Der Logos ist das "Wort" des Vaters, sein vollkommenes "Abbild", sein "Charakter", sein Abglanz, seine Selbstaussage. Wie immer es um die Antwort auf die Frage bestellt sein mag, welche theologische Verbindlichkeit die augustinische psychologische Trinitätstheologie hat, ob der Vater das ewige Wort sagt, weil er sich selbst erkennt oder um sich selbst zu erkennen, an zwei Daten wird man auf jeden Fall festhalten müssen: der Logos (als Wirklichkeit des immanenten göttlichen Lebens) ist "gezeugt" als Abbild und Aussage des Vaters vom Vater, und dieser Prozeß ist ein mit dem göttlichen Selbsterkennen notwendig gegebener Vorgang, ohne den der absolute Akt des erkennenden göttlichen Selbstbesitzes nicht sein kann. Hält man aber an diesen beiden Daten der traditionellen Theologie (um keine höhere Qualifikation zu geben) fest, dann kann und muß man unbedenklich sagen: der Vater ist er selbst, indem er das ihm wesensgleiche Abbild als den von sich anderen sich gegenüberstellt und so sich selbst hat. Das aber heißt: der Logos ist das "Symbol" des Vaters, und zwar in ebendem Sinn, den wir dem Wort gegeben haben: das innere und doch vom Symbolisierten verschiedene, von diesem selbst gesetzte Symbol, in dem der Symbolisierte sich selbst ausdrückt und sich so selbst hat. - Wir übergehen die Frage, was dies bedeutet (im voraus zu einer Theologie der Inkarnation) für das Verständnis des Vaters und seines Verhältnisses zur Welt. Wenn man mit einer theologischen Tradition erst seit Augustinus einfach als selbstverständlich voraussetzt, daß jede der göttlichen Personen, je für sich, ein eigenes hypostatisches Verhältnis zu einer bestimmten Weltwirklichkeit eingehen und so "erscheinen" könne, dann hätte der Logos durch seine innergöttliche Abbildlichkeit im Bezug auf den Vater noch keinen besonderen, ihm durch seine Ursprungsbeziehung zum Vater allein zukommenden Symbolcharakter für die Welt. Der Vater könnte sich gewissermaßen auch am Sohn vorbei offenbaren und "erscheinen". Wenn man aber diese augustinische Voraussetzung nicht macht, die sicher keinen klaren Anhaltspunkt in der Augustin vorausgehenden Tradition1 (und noch weniger in der Schrift) hat, dann kann man ruhig annehmen, daß das Symbolverhältnis des Logos zum Vater (bei aller Gemeinsamkeit des Handelns des dreifaltigen Gottes nach außen) auch für dieses Handeln Gottes nach außen seine Bedeutung hat. Weil Gott sich innergöttlich "ausdrücken" "muß", kann er sich auch nach außen aussagen; die geschöpflich-endliche Aussage nach außen ist eine (freie, weil einen endlichen Gegenstand habende) Fortsetzung der innergöttlichen Setzung von "Bild und Gleichnis" und geschieht wirklich (in einem hier nicht näher zu bestimmenden Sinn) "durch" den Logos (Jo 1, 3). Aber dieses schwierige Thema soll hier nicht eigentlich behandelt werden. Nur im Vorbeigehen sollte es erwähnt werden, weil dieser Zusammenhang zwischen einer innergöttlichen und außergöttlichen Symbolwirklichkeit nicht ausgelassen werden konnte, da er doch auch in der Tradition irgendwie gesehen wird. (Fs)

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