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Autor: Finance de Joseph

Buch: Grundlegung der Ethik

Titel: Grundlegung der Ethik

Stichwort: honestum, utile, delectabile: Verhältnis zum Subjekt; Lust als reine Lust bedarf der Rationalisierung

Kurzinhalt: Im Grenzfall wäre das reine Lustbringende reine Subjektivität, gerade dadurch hörte es aber auf, noch Motiv zu sein

Textausschnitt: 39b Offenbar ist die metaphysische Grundlage der traditionellen Einteilung in dem zu suchen, was uns die Analyse der natura boni enthüllte. Und man wird sagen können, daß das honestum (das "Ehrenwerte") in seiner formalen Reinheit das eigentliche Objekt einer völlig selbstlosen Liebe ist: es ist also das Vollkommene, das Ideal im strengen Sinne. Wenn man das honestum bloß als Vervollkommnendes ergriffe, würde man es verfehlen (wenngleich es selbstverständlich sehr ehrenwert ist, nach eigener Vollkommenheit zu trachten). Anderseits ist das Lustbringende formal genommen meine subjektiv genossene Vollkommenheit. Im Grenzfall wäre das reine Lustbringende reine Subjektivität, gerade dadurch hörte es aber auf, noch Motiv zu sein, denn das Motiv hat seinen Ort stets im Bereich des Objekts. Nur dann kann das Lustbringende dem Willen zum Motiv werden, wenn das Verhältnis zum Subjekt, welches Verhältnis es voraussetzt, in einer gewissen Weise objektiviert ist. Sogar der, der offenbar nur seinem Vergnügen nachgeht, kann, sobald sein Tun auch nur irgendeinen menschlichen Zug aufweist, nicht umhin, diesem Vergnügen einen bestimmten objektiven Wert zuzusprechen. Das Vergnügen zeigt sich als ein Ding, ein Ziel, dessen Verfolgung sich durch ein Recht oder einen Imperativ der Natur rechtfertigt ("von Zeit zu Zeit muß man sich eben einmal einen guten Tag machen"); zumindest erscheint das Vergnügen mit einer gewissen Geschlossenheit und Wahrheit versehen ("es war wirklich sehr lustig"; wir haben "etwas losgemacht"; die Zeit war nicht verloren; das Vergnügen wird gewissermaßen durch seine Seinsdichte gerechtfertigt). Die Unmöglichkeit, daß das reine Lustbringende uns in Bewegung setze, ist nur eine Folge der intentionalen Struktur des Wollens. (106f; Fs) (notabene)

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