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Autor: Finance de Joseph

Buch: Grundlegung der Ethik

Titel: Grundlegung der Ethik

Stichwort: Wert (qualifizierend) u. Ziel (spezifiziered) - Wille; Das Ziel als Ursache der Ursächlichkeit der Ursache

Kurzinhalt: Strenggenommen spezifiziert nur das Ziel, während man vom Wert eher sagen müßte, daß er qualifiziert; aus der bloßen Wirkursächlichkeit kommt nie eine Erklärung für ihre Wirksamkeit

Textausschnitt: 32. Sowohl beim Begehren wie beim Lieben spielt das Ziel für das menschliche Wollen und Handeln eine zweifache Rolle.
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Wert und Ziel spezifizieren Wollen und Handeln jedoch nicht auf die gleiche Weise. Der Wert bestimmt sie nur, insofern er dem Ziel als seinem Träger anhaftet, eine Eigenschaft des Ziels ist. Weil der Akt ein bestimmtes Ziel erstrebt, empfängt er vom Ziel eine bestimmte werthafte Färbung. Dadurch hat die Spezifikation durch das Ziel etwas Substantielleres an sich. Es affiziert den Akt in seinem Wesen und in seiner Struktur (denn das Ziel ist im Bereich des Handelns das, was die Form im Bereich der Substanz ist), d. h. in jenem, was vom Gesichtspunkt der Wertlehre aus den Akt zum Subjekt des Wertes macht. Strenggenommen spezifiziert nur das Ziel, während man vom Wert eher sagen müßte, daß er qualifiziert. (86f; Fs) (notabene)
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32c Unsres Erachtens bewahrt gerade dieser zweite Aspekt die Ursprünglichkeit des Zielbegriffs am besten. Die eigentliche Rolle der Zielursächlichkeit besteht nicht so sehr darin, die Natur der Wirkung klarzustellen, als vielmehr die Setzung, das Anders-Sein der Wirkung in bezug auf den Handelnden deutlich zu machen. Das Ziel hat Rechenschaft zu geben von der Wirkung, insofern sie Neues beibringt, ein Mehr-Sein konstituiert. Oder wie Hamelin das ausdrückt: "Faßt man ein Phänomen als ein bloßes Resultat auf, dann heißt das, daß das Phänomen völlig von seinen Ursachen abhängt, daß es in sich selbst nur eben irgend etwas ist, daß es ohne Belang ist. Faßt man es aber so auf, dann läßt man offensichtlich eine der Bedingungen des Phänomens außer acht: nämlich gerade die, daß es selbst zu sein hat." Aus der bloßen Wirkursächlichkeit kommt nie eine Erklärung für ihre Wirksamkeit. Sie erklärt die ursprüngliche Realität der Wirkung nicht. In einer Welt reiner Wirkursächlichkeit wären die Wirkungen so in ihren Ursachen enthalten wie das Gleiche im Gleichen. Ihre Spezifizierung wäre also zureichend erklärt. Allerdings würde das schon das Vorhandensein von Naturen, Strukturen und also eine gewisse Einprägung der Idee in die Dinge voraussetzen, und das kann man zu Recht Zielgerichtetheit nennen. Läßt man es dabei bewenden, dann ist jedoch das kausale Wirken in seinem Vollzug noch nicht erklärt. Die Wirkungen sind zwar schon vorgängig in ihren Ursachen vorhanden, doch vermöge einer gattungsmäßigen oder artmäßigen Ähnlichkeit: als Wirkungen in ihrer eigentümlichen Bestimmtheit präexistieren sie darin aber nicht. Und also ist ihr Auftreten als deutlich unterscheidbare Wirklichkeit noch immer nicht begründet. Es wäre gerade, als ob man sagte, diese angeblichen Wirkursachen seien nicht wirksam; denn, was ist schon eine Wirksamkeit, die nicht in ein Anderssein mündet? Wenn die Ursache eine echte Ursache ist, d. h., wenn sie den Grund für ihre Wirkung beistellen muß, muß sie ihre Wirkung schon vorher, als etwas Anderes, enthalten. Als etwas Anderes kann die Wirkung aber in der Ursache nur in der Weise des Nicht-daseins (des Noch-nicht-daseins) sein. Ihre Anwesenheit ist die eines Fehlens. Und genauso verhält es sich mit der Anwesenheit des Ziels: sie ist eine intentionale Anwesenheit. Die Zielursächlichkeit tritt also keineswegs als Zugabe zur Wirkursächlichkeit, sondern umgreift sie. Nur dadurch ist die Ursache wirksam, daß sie auf das Ziel hingeordnet ist. Das Ziel ist Ursache der Ursächlichkeit der Ursache . (87f; Fs)

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