Datenbank/Lektüre - Textstelle nach einer Zufallszahl

Das Aktualisieren der Seite öffnet eine neue Textstelle


Autor: Thomas, Aquin von: Anmerkungen zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Anmerkungen zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: Seele, Erkennen,Erkenntnis; Naturphilosophen (Empedokles, Demokrit): E. Gleiches durch Gleiches; Aristoteles: Akt - Potenz; Seele: unbeschriebene Tafel; intentionales Abbild

Kurzinhalt: Aristoteles dagegen lehrte auf Grund seines Akt-Potenzbegriffes, daß die Ähnlichkeit des zu erkennenden Dinges ..erkennt die Seele in der Weise, daß sie ... durch die Ähnlichkeit des Dinges, die sie aufgenommen hat, das Ding selbst in Wirklichkeit ist

Textausschnitt: [4] Zu S. 8.

Bereits im zweiten Einwand des ersten Artikels der Seelenlehre klingt Thomas das Thema an, das ihn sozusagen die ganze Abhandlung hindurch beschäftigt. Das Erkennen ist die vornehmste Tätigkeit des Menschen, in ihm vor allem äußert sich das sinnlich-geistige Leben der Seele. Das Erkennen richtig erfassen, heißt darum das Wesen der Seele richtig verstehen. Das Zurückdenken auf das Erkennen offenbart uns dasselbe als Verähnlichung, als ein Einswerden des Erkennenden mit dem Erkannten. Im Erkennenden entsteht eine Ähnlichkeit, ein Abbild des Dinges, durch das das Erkennende befähigt wird, das Ding selbst zu erfassen. Die Natur dieser Verähnlichung richtig zu erkennen, ist daher von größter Wichtigkeit für das Verständnis der Eigenart des Erkennens selbst. — Die alten Naturphilosophen, namentlich Empedokles (* um 490 v. Chr.) und Demokrit (* um 470 v. Chr.) hatten behauptet, Gleiches könne nur durch Gleiches erkannt werden; die Seele müsse die Grundstoffe aller Körper der Wirklichkeit nach in sich enthalten, um alle Körper erkennen zu können; oder es entströmten den Dingen Teilchen, Ausflüsse genannt, die physisch durch die Poren des Leibes in die Seele eindrängen. Aristoteles dagegen lehrte auf Grund seines Akt-Potenzbegriffes, daß die Ähnlichkeit des zu erkennenden Dinges oder das Ding selbst nicht der Wirklichkeit nach noch in körperlicher Weise in der Seele ist, diese also auch kein Körper zu sein braucht. Die Seele ist nach ihm eine unbeschriebene Tafel, fähig, alles zu werden, d. h. zu erkennen. Sie ist in der Anlage, in Möglichkeit zu den Dingen, und die Dinge oder ihre Ähnlichkeiten sind in Möglichkeit zur Seele; und sie nimmt ihre Ähnlichkeiten nicht in einer den körperlichen Dingen, sondern ihr selbst entsprechenden "geistigen", erkenntnismäßigen, intentionalen Seinsweise in sich auf (vgl. 78, 3 Antw.). In Wirklichkeit aber, d. h. tatsächlich, erkennt die Seele in der Weise, daß sie durch das intentionale Abbild, durch die Ähnlichkeit des Dinges, die sie aufgenommen hat, das Ding selbst in Wirklichkeit ist, natürlich wieder nicht in der körperlichen, "natürlichen" Seinsweise des Dinges, die diesem außerhalb des Erkennenden zukommt, sondern dem erkenntnisinneren, "geistigen" Sein nach. (Fs) (notabene)


Home Sitemap Lonergan/Literatur Grundkurs/Philosophie Artikel/Texte Datenbank/Lektüre Links/Aktuell/Galerie Impressum/Kontakt