Brian Cronin, Einführung zum Denken Lonergans

1. Teil I - Denken: direkte und inverse Einsicht
1. Suche nach den Grundlagen
4. Die intellektuelle Selbst-Aneignung


Anmerkung zu den Übungen

1. Es ist sehr schwer sich für längere Zeit auf eine Idee zu konzentrieren. Du wirst für gewöhnlich entdecken, dass dein Verstand abweicht, dass er abgelenkt wird und beinahe aufs Geratewohl von der Vorstellung zum Gedächtnis oder zur Phantasie übergeht. Du stellst mit Schrecken fest, dass du meilenweit woanders bist und du bringst dich zum Ausgangpunkt zurück, nur um entdecken zu müssen, dass die Konzentration nicht aufrecht erhalten werden kann. Es ist ein unaufhörlicher Fluss von Vorstellungen, Erinnerungen, Wünschen, Phantasievorstellungen, Ideen, Erscheinungen, Fragen, Emotionen und Sorgen in Gang, die alle um Aufmerksamkeit kämpfen. Das intellektuelle Erfahrungsmuster bringt in diesen Bewusstseinstrom ein gewisses Maß an zeitlicher Kontrolle und Führung.

2. Um die Intelliganz in ihrer Tätigkeit fassen zu können, müssen wir über das fertige Produkt hinausgehen. Beim Verstehen geht es für gewöhnlich um eine Bewegung von der Unklarheit zur Klarheit. Um den Organisationsakt der Intelligenz richtig beurteilen zu können, ist es hilfreich, zum Anfang, als sich alles noch in Unklarheit befand, zurückzugehen und dann die Schritte auffindig zu machen, in denen du nach und nach Ordnung in die Unordnung gebracht, die Hauptelemente herausgelöst und gesehen hast, wie alles zusammenpasst, und schließlich zu einem Abschluss gelangt bist. Es ist hilfreich, deine Notizen aufzubewahren, um diesen Prozess noch einmal vergegenwärtigen zu können. Wenn wir etwas verstanden haben, vergessen wir gern die Schwierigkeiten und Mühsal, die wir durchgemacht haben, und wundern uns, dass andere Leute das [von uns Erkannte] nicht sogleich verstehen. Das Verstehen will blutig und hart erarbeitet werden.

3. Der menschliche Verstand kann zugleich auf verschiedenen Ebenen tätig sein. Wenn du studierst, sollst du sowohl denken und dich auf das vorliegende Problem konzentrieren als auch lernen und etwas ins Gedächtnis rufen. Der Fluss an Vorstellungen und Erinnerungen sollte unter Kontrolle sein. Wenn wir nach einem Beispiel suchen, sollte es schnell in unserem Verstand gegenwärtig sein; wenn wir nach einer passenden Vorstellung suchen, sollten wir sie mithilfe der Intelligenz ersinnen oder finden können. Oft jedoch überwältigt uns die Vorstellungskraft und wir finden uns beim Tageträumen über Fußball, Freunde, Ferien usw. vor. Seltsamerweise kann es gerade dann, wenn wir uns entspannen, geschehen, dass wir zu einem Verständnis von etwas gelangen.

4. Du dürftest etwa Folgendes auflisten: hoffen, hinhören, warten, sich etwas vorstellen, sehen, fühlen, fürchten, wünschen, begehren, riechen, hören, hassen, lieben, denken, schlussfolgern, definieren, wissen, glauben, entscheiden, wählen, werten, Selbstgespräche führen, träumen, ersehnen, mit sich selbst argumentieren, etwas vorgeben, beabsichtigen, wollen, bejahen, bestreiten, zustimmen, ableiten, ausrechnen, aufzählen, benennen, rechnen ... um nur ein paar aufzuzählen.

 

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